Onko-Reha: Vom Überleben zum Leben
Onkologe, Uni-Klinik für Innere Medizin, AKH / MedUni Wien, Vorstand der Abt. für onkologische Rehabilitation im Lebens.Med Zentrum Bad Erlach, NÖ
Was ist eine onkologische Rehabilitation?
Sie ist Teil eines onkologischen Gesamtkonzeptes und wird direkt vom Krankenhaus oder vom behandelnden Fach- bzw. Hausarzt im Anschluss an die primäre Krebsbehandlung verordnet. Das Hauptziel ist die Reduktion der Symptome, die durch die Tumorerkrankung und ihre Behandlung entstanden sind. Zudem wird Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung und den Folgen geboten, auch private und berufliche Leistungsfähigkeit werden wiederhergestellt bzw. gefördert.
Welche Bereiche umfasst die Onko-Reha?
Jeder Betroffene reagiert auf eigene Art und Weise auf die Herausforderung der Krebsbehandlung. Entsprechend eines integrativen und interdisziplinären Ansatzes werden deshalb die Behandlungsziele gemeinsam definiert. Die Schwerpunkte sind medizinische Trainingstherapie / Sport, Sensomotorik (insbesondere für Patienten mit ausgeprägter PolyneuropathieSymptomatik) und psychosoziale Unterstützung.
Wie profitiert der Patient davon?
Neue wissenschaftliche Studien zeigen, dass Rehabilitation den Wiedereinstieg in den Alltag erleichtert, die Lebensqualität verbessert sowie die Nachwirkungen und Folgen von Krebsdiagnose und -behandlung vermindert und den Behandlungserfolg der primären Antitu- mortherapie nachhaltig unterstützt. Schmerzen werden gelindert, Ängstlichkeit und Depressivität reduziert, die körperliche Leistungsfähigkeit und die Libido gesteigert. Und es gibt auch Hinweise, dass Sport einen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf und die Überlebenschance bewirkt. Im Rahmen eines Reha-Aufenthaltes wird auch vermittelt, welche außergewöhnliche Leistung Menschen, die von Krebs betroffen sind, vollbringen – und wie viel von der langanhaltenden Erschöpfung und Müdigkeit nach Abschluss der Therapie eine Folge dieser Anstrengung ist. Krebs ist keine Erkrankung der Seele, sondern eine Naturkatastrophe. Wir bemühen uns, greif bar zu machen, dass sie nichts falsch gemacht haben, oder Schuld an ihrer Krankheit haben, sondern unter der Chemotherapie Unglaubliches geleistet haben – vergleichbar mit den Leistungen von Spitzensportlern, nur dass es bei ihnen nicht ums Gewinnen, sondern ums Überleben geht.
Wie stark wird dieses Angebot genützt?
Leider noch nicht sehr stark. Derzeit nehmen nur rund fünf bis zehn Prozent der Krebspatienten eine Onko-Reha in Anspruch. Dieses Angebot ist noch zu wenig bekannt, auch unter den Medizinern. Man muss oft als Patient aktiv einen Arzt ansprechen. Die Reha wird von der PVA bezahlt, natürlich mit Ausnahme des gesetzlich definierten Selbstbehalts.