Kurier

„Nach Hause gekommen“

Claudia Hoffmann, Angestellt­e bei einem Reiseveran­stalter, hat sich rückschule­n lassen. Interview über Erfahrunge­n und Beweggründ­e.

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Sie hatten das Pech, 1981 noch auf die rechte Hand umgeschult worden zu sein. Wieso passierte das? Claudia Hoffmann: Ich komme aus einem kleinen Ort in Niederöste­rreich. Meine betagte Lehrerin beschloss mit meinen Eltern, dass ich bis Weihnachte­n versuchen solle, mit der rechten Hand zu schreiben. Ich, die sonst alles mit der linken machte, bemühte mich, weil ich dachte: Es ist richtig so. Dabei durften andere Schüler sehr wohl links schreiben. Bei mir war es störend oder hat nicht gut ausgesehen. 2014 machten Sie eine Rückschulu­ng. Warum? Es hat mich immer irritiert, nicht zu wissen, wohin ich gehöre. Der jährliche Linkshände­rtag und die I nforma- tion, dass Umlernen auch ein Eingriff ins Gehirn ist, haben den Stein dann ins Rollen gebracht. Im Nachhinein ist mir bewusst, dass ich sehr komplizier­t gedacht habe, mich viel mehr als andere anstrengen musste. Und jetzt? Es ist wie ein Nach-Hause-Kommen, meine Gedankenwe­lt i st ruhiger und klarer. I ch weiß jetzt, dass i ch jahrelang gegen meine Natur gelebt habe. Wie ging die Rückschulu­ng vor sich? Bevor man zu schreiben beginnt, trainiert man mit Kreisübung­en und liegenden Achtern den Schwung und kräftigt die Hand. J e mehr ich geübt habe, desto intensiver habe i ch übrigens auch geträumt.

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