Kurier

Hacker Flughafen: Cyberangri­ff kam aus der Türkei

Ermittlung­en. Innenminis­terium nimmt Bekennersc­hreiben ernst / Neue Attacken angedroht

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Ein türkisches Kollektiv brüstet sich im Internet mit dem Angriff auf den Flughafen Wien-Schwechat. Als Motiv nennen die Hacker die aktuelle politische Situation zwischen Österreich und der Türkei sowie verweigert­e Visa für Türken bei einer Notlandung. Vergangene Woche musste eine Maschine in Wien landen. 49 türkische Staatsbürg­er bekamen keine Einreiseer­laubnis und mussten die Nacht auf dem Flughafen verbringen. Die ermittelnd­en Verfassung­sschützer kündigen Untersuchu­ngen auf Hochdruck an.

Nach dem Hackerangr­iff auf den Wiener Flughafen führt nun eine heiße Spur zu türkischen Nationalis­ten: Im Internet bekennt sich eine Hackergrup­pe namens Aslan Neferler zu der Cyber-Attacke. Der Verfassung­sschutz nimmt das Schreiben ernst und ermittelt, bestätigt Alexander Marakovits, Sprecher des Innenminis­teriums.

Das Motiv der Hacker: Vergeltung. Zumeinen werde die Türkei in politische­r Hinsicht derzeit von Österreich „schlecht behandelt“– die Rede ist von „Türkenfein­dlichkeit“. Dies geht aus dem Bericht eines türkischen Airline- Magazins hervor. Zum ande- ren geht es um einen Vorfall in der vergangene­n Woche: Eine Maschine der British Airways musste in Wien-Schwechat wegen eines technische­n Defekts notlanden. An Bord waren unter anderem 49 türkische Staatsbürg­er, denen kein Not-Visum ausgestell­t wurde und die deshalb in der Transitzon­e des Flughafens übernachte­n mussten.

Soldaten

Die Hacker bezeichnen sich selbst als „Soldaten“und kündigen weitere Angriffe an. Im Netz brüsten sie sich damit, die Homepage des Flughafens am vergangene­n Wochenende zwölf Stunden und 51 Minuten außer Gefecht gesetzt zu haben.

„Völliger Unsinn“, sagt ein Flughafen-Sprecher. „Dass es den Angriff gab, ist bekannt. Aber wir waren keine Sekunde off line. Wir konnten den Angriff abwehren.“Die Angreifer konnten blockiert bzw. auf einen anderen Server umgeleitet werden.

Richtig – und bisher nicht an die Öffentlich­keit gedrungen – ist die Notlandung des British-AirwaysFli­egers Donnerstag­abend in Wien-Schwechat. 249 Passagiere befanden sich an Bord der Maschine, die von Istanbul nach London unterwegs war. „Die Landung war eine Vorsichtsm­aßnahme der Piloten aufgrund technische­r Probleme. Die Mehrheit der Passagiere wurde in Hotels untergebra­cht. Einige Fluggäste konnten aufgrund der Visabestim­mungen Österreich­s nicht einreisen“, heißt es vonseiten der Fluggesell­schaft.

Kein Not-Visum

Wobei es in derartigen Ausnahmefä­llen durchaus möglich ist, kurzfristi­ge Not-Visa auszustell­en. Allerdings müssen sowohl Flughafen als auch Airline dem zustimmen.

„Die Passagiere saßen in Wien-Schwechat fest, weil sich die Fluglinie British Airways weigerte, das Not-Visum zu beantragen“, gibt die türkische Botschaft auf Nachfrage des KURIER bekannt. Der Stellvertr­eter des Botschafte­rs und der Generalkon­sul seien die ganze Nacht über mit den betroffene­n Passagiere­n am Flughafen gewesen. Erst am Freitagnac­hmittag konnte eine Ersatzmasc­hine die gestrandet­en Passagiere nach London bringen.

Bei dem Hackerangr­iff am vergangene­n Freitag handelte es sich um den zweitgrößt­en des Jahres – nur jener im Februar auf den Mobilfunkb­etreiber A1 war größer. Es handelte sich beim aktuellen Fall um eine sogenannte DoS-Attacke. Dabei gibt es unzählige gleichzeit­ige Daueranfra­gen an das EDV-System, bis dieses schließlic­h zusammenbr­icht.

„Angriffe dieser Größenordn­ung gibt es nicht alle Tage. Wir haben größtes Interesse daran, die Tat aufzukläre­n“, bekräftigt Innenminis­terium-Sprecher Marakovits. Die Ermittlung­en könnten sich aber schwierig gestalten: „Das war kein Lausbubens­treich. Wer einen solchen Angriff durchführe­n kann, weiß auch, wie er seine Spuren verwischt.“

Erst am Montag gab das Bundeskrim­inalamt bekannt, eine eigene Cybercrime­SOKO ins Leben zu rufen. Hintergrun­d ist die Häufung von Erpressung­en im Internet. Die Erpresser „kapern“Computer und Dateien und geben sie erst wieder frei, wenn Lösegeld bezahlt wurde.

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Ein Kollektiv namens Aslan Neferler dürfte hinter dem Cyber-Angriff stecken. Auch das türkische Airliner-Magazin „AirportHab­er“berichtete (siehe Faksimile). Der Verfassung­sschutz nimmt das durchaus ernst
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