Kurier

Die vielen Entgleisun­gen des „Trumps der Philippine­n“

„Hurensohn“. US-Präsident Obama verweigert Treffen mit dem Staatschef. Fluchen ist dessen geringstes Vergehen

- – ULRIKE BOTZENHART

Endlich einmal fern vom USWahlkamp­f mit dem omnipräsen­ten Donald Trump – und dann muss sich Präsident Barack Obama in Asien ausgerechn­et von einer philippini­schen Version eines fluchenden Großmauls beleidigen lassen. Wegen amerikanis­cher Kritik an seiner rigorosen Anti-Drogen-Politik hat Präsident Rodrigo Duterte den US-Präsidente­n als „Hurensohn“beschimpft. Obama konterte trocken, Duterte sei „sicher ein bunter Vogel“, und sagte kurzerhand ein geplantes Treffen ab. Von Duterte kam eine mehr als halbherzig­e Entschuldi­gung.

Obama befindet sich in bester Gesellscha­ft, be- schimpft Duterte doch pausenlos Menschen – egal, ob prominent oder nicht – als „Hurensohn“. Dabei machte der Präsident des katholisch­en Inselstaat­es mit mehr als 100 Millionen Einwohnern selbst vor dem Papst nicht halt. Den Vereinten Nationen, die ebenfalls Kritik an seinem Anti-Drogen-Kurs geübt hatten, jagte der 71-jähri- ge Jurist aus einfachen Verhältnis­sen ein „Fickt euch“entgegen, „haltet endlich einmal die Klappe“.

Kritischen Journalist­en droht er mit dem Tod, genau so wie Kleinkrimi­nellen. Menschenre­chtsaktivi­sten warnen eingehend vor Duterte und einer Rückkehr in düstere Zeiten wie unter Präsident Ferdinand Marcos, der schließlic­h 1986 aus dem Amt gejagt worden war. Vor allem Rauschgift­händler, denen Duterte schon als Bürgermeis­ter der Millionens­tadt Davao Todesschwa­dronen geschickt haben soll, müssen um ihr Leben zittern: „Ich werde euch alle umbringen, in die Bucht von Manila wer- fen und damit die Fische füttern.“Als erstes kämen Soldaten, Polizisten, Bürgermeis­ter dran, die im Rauschgift­handel aktiv seien. Eine Drohung, mit der Duterte rund um den Globus berühmt wurde und die ernst zu nehmen ist. Die jüngste Bilanz veröffentl­ichte die Polizei am Dienstag: Seit 1. Juli wurden demnach im erbitterte­n Kampf gegen die Kriminalit­ät, den Duterte seinen Wählern versproche­n hatte, 2927 Menschen von Polizei und Bürgerwehr­en getötet. Im Schnitt 44 pro Tag.

Und so ähnlich soll es weitergehe­n: „Es werden haufenweis­e Kriminelle getötet werden, bis der letzte Fixer von der Straße ist, bis der letzte Drogenprod­uzent getötet ist, werden wir weitermach­en“, polterte Duterte, der noch an einer zweiten Front kämpft: Im Süden der Philippine­n läuft eine Großoffens­ive gegen die islamistis­che Terrorgrup­pe Abu Sayyaf. Diese rächte sich nach eigenen Angaben Freitagabe­nd mit einem Bombenansc­hlag in Davao, wo Duterte die Wochenende­n verbringt.

Doch Polizeiche­f Ronaldo Dela Rosa mutmaßte, dass hinter der Bluttat Rauschgift­händler stünden. Der General baut auf Hilfe von Süchtigen, sie zu ermorden: „Macht nur. Es ist erlaubt, sie zu töten, weil ihr die Opfer seid.“

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