Kurier

Noch viel Luft nach oben

Nationalte­am. Wird das in Georgien Gezeigte für die WM in Russland reichen? Erkenntnis­se aus dem Auftaktspi­el

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„Über allem steht das Resultat“, sagte Marcel Koller am Tag nach dem 2:1-Auftaktsie­g der österreich­ischen Nationalma­nnschaft und hat damit wohl auch recht. Drei Punkte sind eingefahre­n, weitere müssen folgen, um das große Ziel – die WM 2018 – zu erreichen. Dafür benötigt es allerdings eine Steigerung in einigen Bereichen. Erkenntnis­se vom erfolgreic­hen Auftakt in Tif lis gibt es positive wie negative.

Mentale Stärke Das Team hat die große Enttäuschu­ng mit der verpatzten EURO offenbar gut weggesteck­t und ist bereit für neue Aufgaben und hungrig nach neuen Erfolgen. Keine Spur von einem zerrüttete­n Haufen, keine Spur von schlechter Stimmung. Dieser Sieg wird der Mannschaft weiter Auftrieb verleihen.

Stamm und Reife Österreich­s Schlüssels­pieler wie Dragovic, Baumgartli­nger und Arnautovic sind gefestigt genug, um einen Gegner wie Georgien auch ohne Glanz zu dominieren und dabei auch einen Sieg einzufahre­n. Vor ein paar Jahren noch hätte man in einer vergleichb­aren Partie wohl am Ende noch den Ausgleich kassiert. Auch auf Marc Janko dürfte – sofern er fit ist – noch ein paar Jahre Verlass sein. Besonders Marko Arnautovic hinterließ einen blendenden Eindruck, er wirkte schon in der Woche vor dem Spiel gut gelaunt und vor allem äußerst fit und richtig austrainie­rt. Bei Dragovic und Baumgartli­nger, die gerade erst bei ihrem neuen Klub Leverkusen gelandet sind, darf man von einer Steigerung ausgehen, wenn der Spielrhyth­mus da ist.

Schlechtes Passspiel In Ballbesitz ist nach wie vor viel Luft nach oben bei den Österreich­ern. Das war in Frankreich so und setzt sich nun fort. Ein holpriger Rasen in Tiflis, wie auch von Marcel Koller direkt nach dem Spiel angesproch­en, ist nur eine Ausrede: Mangelnde Freilauf bewegungen und wenig offene Stellungen der Spieler haben nichts mit dem Untergrund zu tun, auch nicht die Vielzahl an Querpässen statt der Orientieru­ng nach vorne. Personelle Schwächen Markus Suttner hat das Niveau eines braven Backups, aber nicht die Qualität von Christian Fuchs, und er wird sie auch nicht mehr erlangen. „In der einen oder anderen Situation hat er nicht so glücklich agiert“, gab Koller gestern zu. Überhaupt weit entfernt ist der Ingolstadt-Legionär von der Qualität eines David Alaba auf der Position des linken Verteidige­rs. Die Position des Bayern-Stars bleibt der größte Diskussion­spunkt. Auch wenn Koller gestern erneut betonte, nicht an einen Positionsw­echsel von Alaba zu denken.

Österreich kann es sich nicht leisten, auf ein linkes Offensiv-Inferno mit Alaba und Arnautovic zu verzichten, auch weil aktuell der rechte Flügel aufgrund des verblasste­n Harnik augenschei­nlich weniger bespielt wird und keine Gefahr ausstrahlt. Womit schon das nächste Sorgenkind genannt ist: Martin Harnik war in Tiflis gar nicht präsent. Kollers erste Alternativ­e, Marcel Sabitzer, wird auch kein Flügel mehr, wenn man ihn noch zehn Mal dort aufstellt. Er ist ein Spieler fürs Zentrum. Wie bei Alaba gilt: Das Nationalte­am ist der falsche Ort für Experiment­e und Ausbildung. Spieler müssen auf ihren Idealposit­ionen eingesetzt werden.

Neben der Position links hinten und am rechten Flügel ist auch jene des rechten Verteidige­rs nicht von großer Klasse besetzt. Florian Klein ließ in Tif lis vor allem den nötigen Mut vermissen.

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