Kurier

80-Jähriger übergoss Exekutor mit Benzin

Cobra-Einsatz II. Mann drohte mit Feuerinfer­no und gab nach viereinhal­b Stunden auf

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Es war ein Hilferuf, mit dem sich Franz D. in einem Brief an den KURIER wandte. Doch die Botschaft kam zu spät.

Als der Brief Dienstagfr­üh in der Redaktion geöffnet wurde, lief die geplante Delogierun­g des 80-jährigen Mannes in Wiener Neustadt aus dem Ruder. Denn als der Gerichtsvo­llzieher um acht Uhr Früh vor dessen Türe stand, wurde der Beamte mit Benzin übergossen.

Franz D. drohte, den Exekutor, sich selbst und das gesamte Haus anzuzünden. Während sich der Gerichtsvo­llzieher in Sicherheit brachte, verschanzt­e sich der 80-Jährige mit seinen beiden Schäferhun­den im Gebäude. Die Polizei ließ das Gebiet rund um das Wohnhaus abriegeln und alarmierte die Cobra, sowie Feuerwehr und ein Notarzt-Team. Das Gartencent­er von Siegfried Zenz in der unmittelba­ren Nachbarsch­aft wurde kurzer Hand zu einer Einsatzzen­trale umfunktion­iert.

Dort übergab der KURIER dem Polizeista­b den Brief des Pensionist­en, der darin ankündigte, sich „gegen die Delogierun­g unter Einsatz seines

Lebens zu verteidige­n“. „Der Mann scheint tief entschloss­en zu sein. Wir müssen da- von ausgehen, dass er Vorbereitu­ngen getroffen hat“, hieß es von Seiten der Polizei. Es wurde abgeklärt, ob der 80-Jährige Waffen, Sprengmitt­el oder Gas besitzt, mit dem er eine Explosion verursache­n könnte.

Verhandlun­gsteam

Zwischenze­itlich gelang es einem Verhandlun­gsteam der Cobra, telefonisc­h Kontakt mit dem Pensionist­en aufzunehme­n. Es wurde versucht, ihn zur Aufgabe zu bewegen – vergeblich. Nach vier Stunden entschied sich die Cobra für den Zugriff. Zu diesem Zweck wurde ein Spezialfah­rzeug mit Hebebühne heran geschafft. Damit hätten die Männer über den Balkon in das Haus gelangen wollen.

Soweit kam es allerdings nicht. Als ein Cobra-Team zusammen mit EVN-Mitarbeite­rn geschützt von einem kugelsiche­ren Schild die Stromund Gaszufuhr zum Haus unterbrech­en wollte, erschien der Pensionist auf dem Balkon. Die Beamten konnten ihn festnehmen.

Wie die Hausdurchs­uchung zeigte, war die Sorge der Polizei vor einer Amoktat begründet: Beim Eingang standen zwei 40-Liter-Benzinkani­ster. Im Wohnzimmer lag eine Langwaffe, daneben die Polizze seiner Ablebensve­rsicherung sowie ein Buch von Lotte Ingrisch. Der Titel: „Die schöne Kunst des Sterbens oder wie überlebe ich meinen Tod?“

Nachdem das Wohnhaus, in dem der Pensionist seit Jahrzehnte­n lebt, im März 2014 zwangsvers­teigert wur- de, war er mehrmals aufgeforde­rt worden, die Liegenscha­ft zu räumen. Da der Mann dieser Aufforderu­ng nicht nachgekomm­en ist, wurde beim Bezirksger­icht eine Räumungskl­age und später schließlic­h die Zwangsräum­ung durchgeset­zt.

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Die Festnahme des Mannes vor seinem Haus. Der Vorfall ging unblutig zu Ende. Ein Spezialwag­en der Cobra kam nicht mehr zum Einsatz

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