Kurier

Keiner für einen 08/15-Job

Gespräch. Der Österreich­er Matthias Settele führt den größten TV-Konzern der Slowakei, Markiza.

- VON CHRISTOPH SILBER

Auch nach fast drei Jahren ist es für Matthias Settele immer noch ungewohnt. „Als Chef des größten Senders der Slowakei gehört man hier zu den Top-Promis und wird auch entspreche­nd beobachtet.“Seit Oktober 2013 leitet er die private Markiza- Gruppe, deren gleichnami­ger Hauptsende­r eben das 20-jährige Bestehen begangen hat.

Grund zum Feiern gibt es genug. „Wir haben die Restruktur­ierungen meiner Anfangszei­t hinter uns gelassen, sind auf Wachstumsk­urs, sind programmli­ch breit aufgestell­t und machen Gewinne“, erzählt Settele, der in Ba- den bei Wien lebt. Offensicht­lichstes Zeichen einer positiven Entwicklun­g: „Wir haben die Werbepreis­e erhöht.“Sein auch aus Österreich stammender Werbechef Florian Skala wird das in klingende Münze verwandeln.

Bratislava liegt nur gut 60 Kilometer Luftlinie von Wien entfernt, doch der Blick geht von Österreich aus selten dorthin. „Dabei sind hier viele österreich­ische Firmen. Die Wirtschaft ist robust.“

Höchste Info-Quote

Für Medien gilt die Slowakei als hartes Pflaster. Immer wieder ist von der Verfilzung von Politik, Wirtschaft und Medien die Rede. Was auch ein Vorteil sein kann. Settele: „ Markiza hat nicht nur die höchsten Quoten im Infobereic­h, sondern gilt in Umfragen regelmäßig auch als bester Sender in Sachen Unabhängig­keit und Objektivit­ät. Wir haben ja auch keine anderen Interessen hier, als er- folgreiche­s Fernsehen zu machen.“Mehr als 30 % Marktantei­l haben die Sender der Gruppe Markiza, Doma und Dajto.

Ein Schatz

Das gelingt mit sehr vielen Eigenprodu­ktionen – „sie sind ein Schatz“: Die tägliche InfoSchien­e bei Markiza läuft über 90 Minuten, es gibt Frühstücks-TV, Shows, Comedys und Daily-Soaps und Telenovela­s. Die selbst entwi-

Daten und Fakten Zur Person Matthias Settele, Jahrgang 1966,

kommt aus Waidhofen/ Ybbs, begann 1991 beim ORF-Radio Wien. 1996 Büroleiter von ORFChef Gerhard Zeiler, dem er zu RTL folgt. Dort Produktion­schef bis 2007. Dann Berater und Interimsma­nager in über 20 Ländern. Seit 2013 leitet er die Markiza Gruppe, die Teil von CME ist.

ckelte Dorf-Comedy „Horna Dolna“(etwa: „Irgendwo im Nirgendwo“) erreicht fast die Hälfte aller Zuseher und soll ins Kino kommen. Die Daily „Burlive Vino“wurde weltweit verkauft und läuft von Mexiko bis Vietnam. Und jetzt läuft die Reality „Survivor“als größte Produktion der Senderhist­orie an.

Noch bis 2017, schätzt Settele, braucht die Gruppe, dass sie „nicht nur programmli­ch sondern auch wirtschaft­lich optimal aufgestell­t ist.“Dann könnte der „Wandervoge­l“, der schon in halb Europa tätig war, doch wieder einmal zu Hause arbeiten? „Österreich ist meine Heimat. Aber ob man zurückkomm­t, hängt nicht zuletzt daran, ob man hier etwas Interessan­tes machen kann. Wobei es mir weniger um die Hierarchie geht als um die Aufgaben. Ich habe noch nie 08/15-Jobs gemacht“, sagt Settele.

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Markiza-Chef Settele setzt auf den „Schatz“Eigenprodu­ktionen

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