Keiner für einen 08/15-Job
Gespräch. Der Österreicher Matthias Settele führt den größten TV-Konzern der Slowakei, Markiza.
Auch nach fast drei Jahren ist es für Matthias Settele immer noch ungewohnt. „Als Chef des größten Senders der Slowakei gehört man hier zu den Top-Promis und wird auch entsprechend beobachtet.“Seit Oktober 2013 leitet er die private Markiza- Gruppe, deren gleichnamiger Hauptsender eben das 20-jährige Bestehen begangen hat.
Grund zum Feiern gibt es genug. „Wir haben die Restrukturierungen meiner Anfangszeit hinter uns gelassen, sind auf Wachstumskurs, sind programmlich breit aufgestellt und machen Gewinne“, erzählt Settele, der in Ba- den bei Wien lebt. Offensichtlichstes Zeichen einer positiven Entwicklung: „Wir haben die Werbepreise erhöht.“Sein auch aus Österreich stammender Werbechef Florian Skala wird das in klingende Münze verwandeln.
Bratislava liegt nur gut 60 Kilometer Luftlinie von Wien entfernt, doch der Blick geht von Österreich aus selten dorthin. „Dabei sind hier viele österreichische Firmen. Die Wirtschaft ist robust.“
Höchste Info-Quote
Für Medien gilt die Slowakei als hartes Pflaster. Immer wieder ist von der Verfilzung von Politik, Wirtschaft und Medien die Rede. Was auch ein Vorteil sein kann. Settele: „ Markiza hat nicht nur die höchsten Quoten im Infobereich, sondern gilt in Umfragen regelmäßig auch als bester Sender in Sachen Unabhängigkeit und Objektivität. Wir haben ja auch keine anderen Interessen hier, als er- folgreiches Fernsehen zu machen.“Mehr als 30 % Marktanteil haben die Sender der Gruppe Markiza, Doma und Dajto.
Ein Schatz
Das gelingt mit sehr vielen Eigenproduktionen – „sie sind ein Schatz“: Die tägliche InfoSchiene bei Markiza läuft über 90 Minuten, es gibt Frühstücks-TV, Shows, Comedys und Daily-Soaps und Telenovelas. Die selbst entwi-
Daten und Fakten Zur Person Matthias Settele, Jahrgang 1966,
kommt aus Waidhofen/ Ybbs, begann 1991 beim ORF-Radio Wien. 1996 Büroleiter von ORFChef Gerhard Zeiler, dem er zu RTL folgt. Dort Produktionschef bis 2007. Dann Berater und Interimsmanager in über 20 Ländern. Seit 2013 leitet er die Markiza Gruppe, die Teil von CME ist.
ckelte Dorf-Comedy „Horna Dolna“(etwa: „Irgendwo im Nirgendwo“) erreicht fast die Hälfte aller Zuseher und soll ins Kino kommen. Die Daily „Burlive Vino“wurde weltweit verkauft und läuft von Mexiko bis Vietnam. Und jetzt läuft die Reality „Survivor“als größte Produktion der Senderhistorie an.
Noch bis 2017, schätzt Settele, braucht die Gruppe, dass sie „nicht nur programmlich sondern auch wirtschaftlich optimal aufgestellt ist.“Dann könnte der „Wandervogel“, der schon in halb Europa tätig war, doch wieder einmal zu Hause arbeiten? „Österreich ist meine Heimat. Aber ob man zurückkommt, hängt nicht zuletzt daran, ob man hier etwas Interessantes machen kann. Wobei es mir weniger um die Hierarchie geht als um die Aufgaben. Ich habe noch nie 08/15-Jobs gemacht“, sagt Settele.