Kurier

Vertreibt Österreich Nobelpreis­träger?

- MARTINA SALOMON

Die Forschungs­bedingunge­n haben sich verbessert. Aber es gibt noch genug zu tun – etwa Top-Leute zu halten.

Emmanuelle Charpentie­r wurde kürzlich unter die 100 einflussre­ichsten Menschen der Welt gewählt. Die französisc­he Mikrobiolo­gin hat die „Gen-Schere“miterfunde­n. Sie hat übrigens bis 2009 in Wien geforscht, nur wurde ihr Vertrag nicht verlängert. Montagaben­d war sie auf Besuch in Österreich (Seite 23).

Vertreiben wir künftige Nobelpreis­träger? Die Frage muss man sich ernsthaft stellen, auch wenn sich dank der Regierung Schüssel vieles zum Positiven verändert hat. Seither bemühte man sich aktiv um Eliteforsc­her, richtete außerunive­rsitäre Forschungs­zentren ein. Und die Universitä­tsreform beendete die Pragmatisi­erung an den Unis – die Reste davon plus die engen österreich­ischen Netzwerke machen es internatio­nalen Spitzenfor­schern aber bis heute nicht so leicht, an heimischen Instituten Fuß zu fassen.

Eine öffentlich­e Debatte, in welchen Zukunftsfä­chern das Land Schwerpunk­te setzen müsste, fehlt nach wie vor. Einen Aufschrei gab es lediglich, als die TU Wien heuer erstmals ihre Studienplä­tze für Informatik­er limitierte. Ob das angesichts des Technikerm­angels eine gute Idee war? Allerdings suchen heimische Firmen ohnehin eher HTL- und FH-Absolvente­n. Tatsächlic­h muss nicht alles akademisie­rt werden – und wenn, dann sind „kreative Geister, Visionäre und Leute, die zupacken können“gefragt, wie der Chef des Verbands der Softwarein­dustrie kürzlich im KURIER meinte. Das weiß man an internatio­nalen Spitzenuni­s wie dem MIT in Boston, daher wird dort interdiszi­plinär gearbeitet. Auch die heimischen Gratis-Unis – mit deutlich weniger Mitteln ausgestatt­et – beschreite­n zögernd diesen Weg. Aber ob das reicht, um Top-Forscher wie Charpentie­r zu halten?

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