„Ich bediene mich eines Tricks von Ernest Hemingway“
Jungschriftstellerin Emily Walton hält den handwerklichen Aspekt der Schriftstellerei für unterschätzt und schreibt ganze Passagen mit der Hand
In Ihrem letzten Buch „Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe einen Kellner zersägte“geht es um den gleichnamigen Schriftsteller. Fitzgerald hatte massive Schreibprobleme. Für Sie nach
vollziehbar? Nein, in dem Sinn, dass sie mich selbst nicht betreffen. Ja, weil ich gut nachvollziehen kann, dass man in einem Umfeld, wie es Fitzgerald an der Côte d'Azur erlebte, schlecht schreiben kann: Er war von Selbstzweifeln geplagt, die Beziehung zu seiner Frau Zelda war über weite Strecken destruktiv, dazu kam, dass er ein schwerer Trinker war. Was brauchen Sie zum Schreiben? Wichtig ist Ruhe und Ordnung. Ein chaotischer Schreibtisch etwa würde mich vom Schreiben ablenken. In meinem Arbeitszimmer steht zwar eine Schreibmaschine, i ch verwende allerdings einen Laptop. Ein wenig altmodisch bin i ch aber schon: Viele Passagen schreibe ich zuerst mit der Hand, bevor ich das Manuskript am PC bearbeite. Warum gehen Sie zum Arbeiten manchmal ins Kaffeehaus? Ich bin dort in einem inspirierenden Umfeld und werde nicht von den vielen Dingen zu Hause ab-
gelenkt, etwa noch schnell etwas zu putzen. Was machen Sie, wenn nichts weiter
geht? Das kommt zum Glück nur selten vor. Ich bediene mich hier eines Tricks von Ernest Hemingway: Immer an einer Stelle aufhören, bei der man schon weiß, wie es weitergeht. So steigt man l eichter wieder ein. Schiller konnte nicht ohne eine Schublade fauler Äpfel schreiben. Er liebte den Geruch. Haben Sie auch eine kleine Schrulle? Wenn ich schreibe, steht immer eine Tasse Tee auf dem Tisch – unabhängig davon, ob i ch beabsichtige, sie zu trinken oder nicht. Da kommt wohl die Britin in mir durch. Was halten Sie für den größten Unterschied zwischen dem Schriftsteller-Klischee und der Wirklichkeit? ... dass Schreiben nicht nur Kunst ist, sondern auch eine gute Portion Handwerk erfordert.