Kurier

„Fürchte mich vor einer Sackgasse“

Stefan Slupetzky brütet die Handlung erst während des Schreibens aus und plagt sich dabei höchst erfolgreic­h

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Was ist Ihnen beim Schreiben wichtig? Formal vor allem der Sprachrhyt­hmus, der Wechsel zwischen unbetonten und betonten Silben. Das macht den Text flüssiger, kostet mich aber viel Zeit. Außerdem kann ich erst weiterschr­eiben, wenn mir das bereits Geschriebe­ne perfekt erscheint. Und ich arbeite in einem Layout, das einem aufgeschla­genen Buch gleicht.

Wie teilen Sie sich die Arbeit ein? Ich habe ein vages Plansoll von einer Seite täglich, das ich oft nicht erreiche. Ich bin nämlich sehr undiszipli­niert beim Schreiben, weil i ch mir keine Pausen gönne. Wenn ich geistig feststecke, bleibe i ch vor dem Computer sitzen, l ese Online-Zeitungen, l ege Patiencen und ärgere mich über ständig neue Mails, die ich dann teilweise beantworte. Erst auf der Toilette fallen mir die entscheide­nden Sätze ein. „DerIhr 23. letzte Buch. große Haben Trost“Sie niemalswar bereits Angst, dasskein Plot Ihnen mehrim Zuge einfällt?des Schreibens­Ich fürchte ständig, zerbrechei n mir eine manchmal Sackgasse zweizu Wochen geraten, lang den Kopf. Die Lösung kommt meistens in einer Denkpause. Viele berühmte Schriftste­ller hatten ein Alkoholpro­blem. Schon einmal ausprobier­t, betrunken zu schreiben? Ja, ich hatte ein Schippel guter und witziger Ideen, die ich am nächsten Tag immer noch sehr brauchbar fand. Aber formal furchtbar. Kann eine nahende Deadline auch stark aktivieren­d auf Sie wirken? Nein, ich verabscheu­e Druck und unterschre­ite den Abgabeterm­in daher meistens. Ich möchte nicht gezwungen sein, einen schlechten Text abzugeben. Wie fühlen Sie sich nach der Abgabe

eines Romans? Herrlich. Bis das Lektorat seine Arbeit aufnimmt. Das kommt mir dann so vor, als wäre das Kind schon da und es hieße trotzdem: „Pressen Sie weiter!“

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