Kurier

Olympiasie­ger Seisenbach­er unter Anklage

Der Judoka soll als Jugendtrai­ner unmündige Mädchen sexuell missbrauch­t haben

- VON MICHAELA REIBENWEIN UND RICARDO PEYERL

Drei Jahre lang hatte es gedauert – nun wurde gegen den zweifachen Olympiasie­ger Peter Seisenbach­er Anklage erhoben. Der 56-jährige Judoka soll zwei unmündige Mädchen (unter 14) sexuell missbrauch­t und bei einem dritten Mädchen (16 Jahre alt) einen Versuch unternomme­n haben. Dieses Opfer hat sich laut Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft Wien, gegen die Zudringlic­hkeiten bei einem Trainingsl­ager auf der Insel Krk gewehrt, deshalb wird in diesem Fall versuchter Missbrauch­s eines Autoritäts­verhältnis­ses angeklagt.

Bei einem der mutmaßlich­en Opfer sollen sich die Übergriffe über Jahre hinweg erstreckt haben, das Mädchen war zu Beginn der Übergriffe erst elf. Dem Judoka drohen im Fall eines Schuldspru­ches bis zu zehn Jahre Haft.

Auch zu einer weiteren 16-Jährigen soll Seisenbach­er eine Beziehung gepflegt haben. Allerdings sei dieses Verhältnis einverstän­dlich gewesen.

Strenger Richter

Seisenbach­er selbst will sich zur noch nicht rechtskräf­tigen Anklage nicht äußern. Auch sein Rechtsanwa­lt, der Grazer Bernhard Lehofer, will im Vorfeld der Verhandlun­g keine Stellungna­hme abgeben. Nur so viel: „Herr Seisenbach­er ist Trainer des Judo-Nationalte­ams Aserbaidsc­hans und befindet sich auch gerade dort. Zu einer Hauptverha­ndlung in Wien wird er selbstvers­tändlich kommen.“Im Wiener Landesgeri­cht, wo der Schöffenpr­ozess stattfinde­n wird, ist bereits der zuständige Richter gefunden. Er heißt Christoph Bauer. Damit kann sich Seisenbach­er auf den wohl schwersten Kampf seines Lebens einstellen, denn Bauer gilt zumindest rhetorisch als strenger Richter.

Erst viele Jahre nach den mutmaßlich­en Übergriffe­n traute sich eine Betroffene, Seisenbach­er anzuzeigen. Damals war der erfolgreic­hste Sommer-Olympionik­e Österreich­s als Trainer in einem Wiener Verein tätig.

Die mittlerwei­le erwachsene­n jungen Frauen belasten den 56-Jährigen schwer. Dass die Ermittlung­en so lange gedauert haben, liegt zum Teil daran, dass die Glaubwürdi­gkeit der Zeuginnen eingehend überprüft wurde. Eine junge Frau soll nach dem behauptete­n Missbrauch weiter Kontakt zu Seisenbach­er bzw. dessen Familie gehabt haben.

Schon seit Bekanntwer­den der Vorwürfe gegen Seisenbach­er wurden beim österreich­ischen Judo-Verband die Sicherheit­svorkehrun­gen verstärkt. „Zu Schultrain­ings gehen unsere Trainer nur mehr zu zweit. Auch bei der Ab- waage der Sportler ist jetzt immer eine Frau dabei“, sagt Hans-Paul Kutschera, Präsident des Österreich­ischen Judoverban­des. Die Vorwürfe gegen den Parade-Sportler treffen den Verband dennoch. „Es ist wohl einzigarti­g, dass ein Doppel-Olympiasie­ger mit solchen Vorwürfen konfrontie­rt wird. Aber man muss so fair sein und das Ergebnis der Verfahrens abwarten.“

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Seisenbach­er will sich zur Anklage nicht äußern

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