Olympiasieger Seisenbacher unter Anklage
Der Judoka soll als Jugendtrainer unmündige Mädchen sexuell missbraucht haben
Drei Jahre lang hatte es gedauert – nun wurde gegen den zweifachen Olympiasieger Peter Seisenbacher Anklage erhoben. Der 56-jährige Judoka soll zwei unmündige Mädchen (unter 14) sexuell missbraucht und bei einem dritten Mädchen (16 Jahre alt) einen Versuch unternommen haben. Dieses Opfer hat sich laut Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, gegen die Zudringlichkeiten bei einem Trainingslager auf der Insel Krk gewehrt, deshalb wird in diesem Fall versuchter Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses angeklagt.
Bei einem der mutmaßlichen Opfer sollen sich die Übergriffe über Jahre hinweg erstreckt haben, das Mädchen war zu Beginn der Übergriffe erst elf. Dem Judoka drohen im Fall eines Schuldspruches bis zu zehn Jahre Haft.
Auch zu einer weiteren 16-Jährigen soll Seisenbacher eine Beziehung gepflegt haben. Allerdings sei dieses Verhältnis einverständlich gewesen.
Strenger Richter
Seisenbacher selbst will sich zur noch nicht rechtskräftigen Anklage nicht äußern. Auch sein Rechtsanwalt, der Grazer Bernhard Lehofer, will im Vorfeld der Verhandlung keine Stellungnahme abgeben. Nur so viel: „Herr Seisenbacher ist Trainer des Judo-Nationalteams Aserbaidschans und befindet sich auch gerade dort. Zu einer Hauptverhandlung in Wien wird er selbstverständlich kommen.“Im Wiener Landesgericht, wo der Schöffenprozess stattfinden wird, ist bereits der zuständige Richter gefunden. Er heißt Christoph Bauer. Damit kann sich Seisenbacher auf den wohl schwersten Kampf seines Lebens einstellen, denn Bauer gilt zumindest rhetorisch als strenger Richter.
Erst viele Jahre nach den mutmaßlichen Übergriffen traute sich eine Betroffene, Seisenbacher anzuzeigen. Damals war der erfolgreichste Sommer-Olympionike Österreichs als Trainer in einem Wiener Verein tätig.
Die mittlerweile erwachsenen jungen Frauen belasten den 56-Jährigen schwer. Dass die Ermittlungen so lange gedauert haben, liegt zum Teil daran, dass die Glaubwürdigkeit der Zeuginnen eingehend überprüft wurde. Eine junge Frau soll nach dem behaupteten Missbrauch weiter Kontakt zu Seisenbacher bzw. dessen Familie gehabt haben.
Schon seit Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Seisenbacher wurden beim österreichischen Judo-Verband die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. „Zu Schultrainings gehen unsere Trainer nur mehr zu zweit. Auch bei der Ab- waage der Sportler ist jetzt immer eine Frau dabei“, sagt Hans-Paul Kutschera, Präsident des Österreichischen Judoverbandes. Die Vorwürfe gegen den Parade-Sportler treffen den Verband dennoch. „Es ist wohl einzigartig, dass ein Doppel-Olympiasieger mit solchen Vorwürfen konfrontiert wird. Aber man muss so fair sein und das Ergebnis der Verfahrens abwarten.“