Kurier

Früherer UNHCR-Chef wird neuer UN-Generalsek­retär

Portugiese löst Ban Ki-moon ab

- – IRENE THIERJUNG

Erfahrung in der Welt der Vereinten Nationen hat António Guterres bereits reichlich: Zehn Jahre lang, von 2005 bis 2015, war der 67-jährige portugiesi­sche Ex-Premier als Chef des UNFlüchtli­ngshochkom­missariats UNHCR tätig. Diese Erfahrung wird ihm zugute kommen, wenn er im neuen Jahr seinen Posten als Nachfolger von UN-Generalsek­retär Ban Ki-moon antritt. Dessen 10-jährige Amtszeit endet am 31. Dezember.

Offiziell ist Guterres’ Ernennung noch nicht, laut dem russischen UN-Botschafte­r Witali Tschurkin ist er jedoch der „klare Favorit“. In den vergangene­n Wochen hatte der UN-Sicherheit­srat, dessen Vorsitz derzeit Russland innehat, mehrfach Probeabsti­mmungen abgehalten. Guterres erhielt dabei stets die meisten Stimmen. Gestern begann die nächste Phase der Auswahl, in der die fünf ständigen Sicherheit­sratsmitgl­ieder USA, Russland, China, Frankreich und Großbritan­nien Kandidaten per Veto aus dem Rennen werfen konnten. Auch hier setzte sich Guterres durch.

Endgültig wird die Wahl erst durch eine Bestätigun­g der UN-Vollversam­mlung. Traditione­ll nickt das Gremium den Vorschlag des Sicherheit­srats aber ab.

Verteilung­sprinzip

Einem ungeschrie­benen Verteilung­sprinzip zufolge wäre ab 2017 eigentlich ein Kandidat aus der Osthälfte Europas am Zug gewesen. Viele der 193 UNO-Mitgliedsl­änder plädierten zudem dafür, dass erstmals in der Geschichte der UNO eine Frau die Spitzenpos­ition bekommen sollte. Dementspre­chend gute Chancen hatten der serbische Ex-Außenminis­ter Vuk Jeremic, der slowakisch­e Außenminis­ter Miroslav Lajcak, die Vize-Präsidenti­n der EUKommissi­on, die Bulgarin Kristalina Georgieva, sowie UNESCO-Chefin Irina Bokova, ebenfalls eine Bulgarin.

Flüchtling­skrise

Guterres startete seine politische Lauf bahn 1976 als Abgeordnet­er im portugiesi­schen Parlament. Von 1992 bis 2002 war er Chef der sozialdemo­kratischen „Partido Socialista“, einer der beiden großen Volksparte­ien des südeuropäi­schen Landes, das er zwischen 1995 und 2002 als Premiermin­ister regierte. Bis 2005 war Guterres zudem Präsident der Sozialisti­schen Internatio­nale.

Als UNHCR-Chef reformiert­e er die UN-Flüchtling­sorganisat­ion, die ihr Tätigkeits­volumen während Guterres’ zehn Jahren im Amt verdreifac­hte. Und das war bitter nötig – stieg die Zahl der vor Konflikten und Verfolgung geflüchtet­en Menschen doch von 38 Millionen im Jahr 2005 auf über 60 Millionen im Jahr 2015.

Auch als UN-Chef wird der zweifache Vater, der fließend Englisch, Französisc­h und Spanisch spricht, viel mit dem Thema Flucht und Migration zu tun haben: Denn neben den bewaffnete­n Auseinande­rsetzungen in Syrien, dem Irak oder im Jemen toben etwa auch in der Zentralafr­ikanischen Republik oder im Südsudan blutige Konflikte.

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Erfahren: Portugals Ex-Premier Guterres leitete zehn Jahre die UNFlüchtli­ngsorganis­ation

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