Kurier

Der Goldpreis verliert an Glanz

Kurs ist seit dem Brexit-Votum gefallen. Langfristi­g gibt’s aber Potenzial nach oben

- VON ROBERT KLEEDORFER – IRMGARD KISCHKO

Gold gilt als die klassische Krisenwähr­ung. Sobald globale Konflikte oder wirtschaft­liches Chaos drohen, geht es mit dem Kurs steil nach oben. Zuletzt zu beobachten nach der Entscheidu­ng der Briten, die EU zu verlassen. Am Tag danach kletterte der Kurs um vier Prozent nach oben, im Gegenzug gab es an den Aktienmärk­ten ein starkes Erdbeben. Heute, mehr als drei Monate später, scheint es, als ob der Brexit die Börsianer nur noch kalt lässt. Damit ist aber auch die Angst vor der großen Krise vorbei. Und darunter leidet der Goldpreis.

Am 8. Juli wurde der bisherige Höchststan­d in diesem Jahr mit 1366 Dollar je Unze (31,1 g) erreicht. Seit damals gab es nur geringe Schwankung­en – bis Dienstag. Mit einem Schlag gab der Kurs um 3,4 Prozent nach, der größte Rutsch seit drei Jahren. In Euro gerechnet fiel der Kurs seit 8. Juli um 8,2 Prozent (in Dollar 7,2 Prozent).

Automatisc­he Verkäufe

Ist mit dem tiefsten Stand seit dem Brexit die Luft aus dem Kurs draußen? Mitnichten, meint Gold-Experte Ronald Stöferle von der Invest- mentgesell­schaft Incrementu­m zum KURIER. Der Absturz hänge mit dem Erreichen der 1300-Dollar-Marke zusammen. „In diesem Bereich lagen sicher viele automatisc­he Verkaufsor­ders.“Diese hätten den Kursrutsch zusätzlich beschleuni­gt.

Hinzu komme, dass am Freitag US-Arbeitsmar­ktdaten anstehen. Fallen diese wie erwartet positiv aus, dann wäre das ein Zeichen für eine baldige Zinsanhebu­ng in den USA. Steigende Zinsen wirken sich auf den Goldkurs in der Regel dämpfend aus. Denn der Goldpreis steigt langfristi­g betrachtet in Zeiten hoher Inf lation stärker an. Somit sind veranlagte Gelder vor hohen Preissteig­erungsrate­n geschützt. Doch eine Zinsanhebu­ng wirkt inflations­dämpfend – ergo fällt ein Grund für Gold weg.

Steigende Geldmarktz­insen sind zudem für Gold auch von Nachteil, da es selbst ja keine Zinsen abwirft. Auch beinhaltet es ein Kurs- und Fremdwähru­ngsrisiko, da es in US-Dollar gehandelt wird. Nicht zuletzt ist bei physischem Gold (Barren oder Münzen) die Auf bewahrung zu klären (daheim oder im Banksafe). Und im Notfall ist es unmöglich, von einem Barren ein Stück abzuschnei­den und damit zu zahlen. Experten raten daher zu Münzen.

Kaufgelege­nheit

Wie geht es weiter? Laut Commerzban­k haben sich Spekulante­n aus dem Gold zum Teil zurückgezo­gen und die physische Nachfrage hat sich zugunsten von Aktien verlangsam­t. Dennoch sieht Stöferle die Entwicklun­g „recht entspannt“. Gold ist seit Jahresbegi­nn nach wie vor knapp 20 Prozent im Plus, in Euro gerechnet sind es 16 Prozent. Seit dem Jahr 2001 gab es nur drei Jahre mit einer negativen Entwicklun­g. Bis 2018 rechnet er mit einem Preis von 2300 Dollar. Händler sehen den aktuellen Rückgang auch als Kaufchance. Aufsicht. 1800 Regeln, Gesetze und Vorschrift­en haben die Aufsichtsb­ehörden in den vergangene­n Jahren den Banken aufs Auge gedrückt. „Das ist ein Wirrwarr, der die Banken, aber auch die Aufsicht überforder­t“, kritisiert­e Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling bei der Aufsichtsk­onferenz in Wien. Viele Regeln seien zu bürokratis­ch.

Schelling sprach sich für eine „billigere und einfachere Aufsicht“aus. In Österreich ist diese zwischen der FMA (Finanzmark­taufsicht) und der OeNB (Oesterreic­hische Nationalba­nk) aufgeteilt. Schelling deutete eine mögliche Zusammenle­gung an. Dazu aber braucht er eine Zweidritte­l-Mehrheit im Parlament. Die SPÖ aber will davon nichts wissen. Billiger käme eine Übertragun­g der FMA auf die OeNB sicher nicht, heißt es dort. Die FMA liege mindestens 20 Prozent unter den Kosten der OeNB.

Angesichts der Krisen bei den europäisch­en Banken sprach sich Schelling klar gegen jede weitere Staatshilf­en aus. Vor allem der Berg an Not leidenden Krediten bereitet Sorge. Europaweit geht es um 600 Milliarden Euro an Bankfinanz­ierungen, die nicht oder nur schwer einbringli­ch sind.

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