Der Goldpreis verliert an Glanz
Kurs ist seit dem Brexit-Votum gefallen. Langfristig gibt’s aber Potenzial nach oben
Gold gilt als die klassische Krisenwährung. Sobald globale Konflikte oder wirtschaftliches Chaos drohen, geht es mit dem Kurs steil nach oben. Zuletzt zu beobachten nach der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen. Am Tag danach kletterte der Kurs um vier Prozent nach oben, im Gegenzug gab es an den Aktienmärkten ein starkes Erdbeben. Heute, mehr als drei Monate später, scheint es, als ob der Brexit die Börsianer nur noch kalt lässt. Damit ist aber auch die Angst vor der großen Krise vorbei. Und darunter leidet der Goldpreis.
Am 8. Juli wurde der bisherige Höchststand in diesem Jahr mit 1366 Dollar je Unze (31,1 g) erreicht. Seit damals gab es nur geringe Schwankungen – bis Dienstag. Mit einem Schlag gab der Kurs um 3,4 Prozent nach, der größte Rutsch seit drei Jahren. In Euro gerechnet fiel der Kurs seit 8. Juli um 8,2 Prozent (in Dollar 7,2 Prozent).
Automatische Verkäufe
Ist mit dem tiefsten Stand seit dem Brexit die Luft aus dem Kurs draußen? Mitnichten, meint Gold-Experte Ronald Stöferle von der Invest- mentgesellschaft Incrementum zum KURIER. Der Absturz hänge mit dem Erreichen der 1300-Dollar-Marke zusammen. „In diesem Bereich lagen sicher viele automatische Verkaufsorders.“Diese hätten den Kursrutsch zusätzlich beschleunigt.
Hinzu komme, dass am Freitag US-Arbeitsmarktdaten anstehen. Fallen diese wie erwartet positiv aus, dann wäre das ein Zeichen für eine baldige Zinsanhebung in den USA. Steigende Zinsen wirken sich auf den Goldkurs in der Regel dämpfend aus. Denn der Goldpreis steigt langfristig betrachtet in Zeiten hoher Inf lation stärker an. Somit sind veranlagte Gelder vor hohen Preissteigerungsraten geschützt. Doch eine Zinsanhebung wirkt inflationsdämpfend – ergo fällt ein Grund für Gold weg.
Steigende Geldmarktzinsen sind zudem für Gold auch von Nachteil, da es selbst ja keine Zinsen abwirft. Auch beinhaltet es ein Kurs- und Fremdwährungsrisiko, da es in US-Dollar gehandelt wird. Nicht zuletzt ist bei physischem Gold (Barren oder Münzen) die Auf bewahrung zu klären (daheim oder im Banksafe). Und im Notfall ist es unmöglich, von einem Barren ein Stück abzuschneiden und damit zu zahlen. Experten raten daher zu Münzen.
Kaufgelegenheit
Wie geht es weiter? Laut Commerzbank haben sich Spekulanten aus dem Gold zum Teil zurückgezogen und die physische Nachfrage hat sich zugunsten von Aktien verlangsamt. Dennoch sieht Stöferle die Entwicklung „recht entspannt“. Gold ist seit Jahresbeginn nach wie vor knapp 20 Prozent im Plus, in Euro gerechnet sind es 16 Prozent. Seit dem Jahr 2001 gab es nur drei Jahre mit einer negativen Entwicklung. Bis 2018 rechnet er mit einem Preis von 2300 Dollar. Händler sehen den aktuellen Rückgang auch als Kaufchance. Aufsicht. 1800 Regeln, Gesetze und Vorschriften haben die Aufsichtsbehörden in den vergangenen Jahren den Banken aufs Auge gedrückt. „Das ist ein Wirrwarr, der die Banken, aber auch die Aufsicht überfordert“, kritisierte Finanzminister Hans Jörg Schelling bei der Aufsichtskonferenz in Wien. Viele Regeln seien zu bürokratisch.
Schelling sprach sich für eine „billigere und einfachere Aufsicht“aus. In Österreich ist diese zwischen der FMA (Finanzmarktaufsicht) und der OeNB (Oesterreichische Nationalbank) aufgeteilt. Schelling deutete eine mögliche Zusammenlegung an. Dazu aber braucht er eine Zweidrittel-Mehrheit im Parlament. Die SPÖ aber will davon nichts wissen. Billiger käme eine Übertragung der FMA auf die OeNB sicher nicht, heißt es dort. Die FMA liege mindestens 20 Prozent unter den Kosten der OeNB.
Angesichts der Krisen bei den europäischen Banken sprach sich Schelling klar gegen jede weitere Staatshilfen aus. Vor allem der Berg an Not leidenden Krediten bereitet Sorge. Europaweit geht es um 600 Milliarden Euro an Bankfinanzierungen, die nicht oder nur schwer einbringlich sind.