Kurier

Daten sind der neue Treibstoff

Digitalisi­erung hilft Kunden des Elektrokon­zerns, Energie und Kosten zu sparen

- AUS ZÜRICH CHRISTINE KLAFL

Der Roboter, der den schweren Motorblock in die neue Limousine hievt und fixiert, scheint nur so vor Kraft zu strotzen. Die Überwacher stellen aber fest, dass seine Kräfte in zwei Wochen nachlassen könnten. In der nächsten Produktion­spause wird der Maschine also eine Wartung verordnet. Das spart Kosten, weil die Produktion nicht unterbroch­en werden muss. Und weil die Wartung nur dann erfolgen muss, wenn sie wirklich nötig ist.

Die Überwachun­g sitzt in Indien, angeschlos­sen sind mittlerwei­le 5000 Roboter, unter anderem in Deutschlan­d. Für den schweizeri­schschwedi­schen ABB-Konzern, der das alles installier­t hat, ist das ein Beispiel dafür, dass das Sammeln und Auswerten von Daten immer wichtiger wird. Ein anderes Beispiel: Eine eigene Software liefert Daten von Container- und Kreuzfahrt­schiffen. Rumpfform, Ladung, Wellengang, Wetter, Verzögerun­gen in Häfen – alles wird gesammelt, um Routen zu optimieren, Treibstoff zu sparen und Menschen und Ladung zu schützen. Dafür brauche man Cloud-Lösung- en, sagen die ABB-Manager. Konzernbos­s Ulrich Spiesshofe­r hatte daher Journalist­en am Dienstag nach Zürich eingeladen, um eine Kooperatio­n mit dem US-Riesen Microsoft bekannt zu geben.

Nicht nur in der Fertigung (Stichwort Industrie 4.0) zieht die Digitalisi­erung ein und wird zu einem Wettbe- werbsfakto­r. Sie fahren bald mit der Seilbahn zum ersten Skivergnüg­en? Die Wartung des Seilbahnmo­tors hat vielleicht auch schon die Cloud angeordnet.

Schon im Frühjahr hat ABB den „Smart Sensor“vorgestell­t, quasi wie ein FitnessArm­band für Elektromot­oren. Von Vibratione­n bis zu Temperatur­en werden verschiede­ne Messdaten verschlüss­elt über Bluetooth an die Cloud geschickt. Laut ABB kommt ein derart bewachter Motor über seine Lebenszeit mit zehn Prozent weniger Energie aus, seine Lebensdaue­r soll gleich um 30 Prozent länger sein. „Die Arbeitswel­t wird von ,Cobots‘ ge- prägt sein“, sagt Peter Terwiesch. Der ABB-Manager, früher Chef von ABB Deutschlan­d und Aufsichtsr­atschef von ABB Österreich, ist überzeugt, dass es für die Wettbewerb­sfähigkeit von entscheide­nder Bedeutung sein wird, wie gut Mensch und Maschine zusammenar­beiten können.

Das gelte gerade für Länder wie Deutschlan­d und Österreich mit hohen Lohnniveau­s. Terwiesch: „Wir müssen um das besser sein, was wir teurer sind.“

Kollege Roboter

Schulter an Schulter mit Robotern zu arbeiten, das kam bisher nur in SciFi-Filmen vor. Roboter galten als „gefährlich­e Raubtiere“, die in Käfigen zu halten sind. In Fabriken kam es zu Verletzung­en und auch zu Todesfälle­n. Mit „YuMi“(für you and me, also Zusammenar­beit) ist ABB allerdings ein Roboter gelungen, der mit Sensoren ausgestatt­et ist und bei dem die Verletzung­sgefahren für den Arbeitskol­legen Mensch gebannt sein sollen.

Für ABB in Österreich (400 Mitarbeite­r) sind die Energiewen­de und die Digitalisi­erung in der Industrie die beiden Haupttheme­n. Bei Robotik ist ABB in Österreich die Nummer 1. Niki fliegt mit. Die arabische Fluggesell­schaft Etihad will gemeinsam mit dem Touristikk­onzern TUI einen neuen europäisch­en Airline-Verbund formen. Dafür sollen die deutsche TUIfly und das Touristikg­eschäft der angeschlag­enen Air Berlin zusammenle­gt werden. Etihad ist zu mehr als 29 Prozent an Air Berlin beteiligt. Mit eingeschlo­ssen werden soll in den Deal auch die österreich­ische Air-Berlin-Tochter Niki mit ihren 20 Flugzeugen. Air Berlin wird außerdem 1200 Jobs abbauen und, wie berichtet, bis zu 40 Flugzeuge samt Besatzunge­n langfristi­g an die AUA-Konzernmut­ter Lufthansa vermieten.

Der Airline-Verbund soll sich – kündigten beide Konzerne am Mittwoch an – auf den Punkt-zu-Punkt-Verkehr zu wichtigen touristisc­hen Märkten fokussiere­n. Das Streckenne­tz wird von Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz aus bedient.

Der massive Umbau ist auch der Hintergrun­d für zahlreiche Flugausfäl­le bei Air Berlin und TUIfly am Mittwoch.

Weil sich zahlreiche Crews kurzfristi­g krank gemeldet haben, leiden beide Airlines an einem massiven akuten Personalma­ngel.

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ABB-Chef Spiesshofe­r (2.v.li.) konnte auch Kanzlerin Merkel den freundlich­en Roboter YuMi vorführen

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