Kapitän ade: Christian Fuchs ist lieber in New York als in Wien
Drei Monate ist es her, dass Fuchs seinen Rücktritt aus dem Team bekannt gegeben hat.
Nach der enttäuschenden EM gab es viele Gerüchte, die seine persönlichen Gründe anzweifelten. Streit im Teamcamp, Entfremdung vom Teamchef – was wurde nicht alles in die Entscheidung des Linksverteidigers hineininterpretiert. Was soll der Verzicht auf das Team an familiären Gewinn bringen?
Christian Fuchs: „Wir haben bei den Länderspielen immer vier Tage frei, die ich dann bei meiner Familie in Amerika verbringe.“Statt im Teamcamp in Wien ist er in New York bei der Frau und den beiden Söhnen. Wenndie im Bett sind, kann es schon sein, dass er ein Spiel von New York City besucht oder bei den Tennis-US-Open vorbeischaut. So wie in der letzten Länderspielpause, der ersten in seiner Teamkapitän-Pension. Auch diesmal wird er Mittwoch bis Samstag in den USA verbringen.
Und was ist mit dem kolportierten Streit mit Teamkollegen oder Teamchef? Fuchs: „Klar habe ich noch Kontakt zu ein paar Jungs, aber auch Funktionären. Nach dem Spiel gegen Georgien habe ich mit Marcel Koller und Willi Ruttensteiner telefoniert und die beiden zum Sieg beglückwünscht.“
Liverpool als Ehre
In die erste Länderspielpause fiel auch das Ende der Transferzeit. Obwohl Fuchs im KURIER vor einem halben Jahr verkündet hatte, dass sein Vertrag in Leicester der letzte in Europa sei und er 2018 in die USA übersiedeln werde, wurde er in englischen Medien mit Liverpool in Verbindung gebracht. Fuchs erwidert: „Eine Zeitungsente. trotzdem schön, mit Liverpool in Verbindung gebracht zu werden.“
Beim Sensationsmeister läuft es derzeit nicht so gut wie in der abgelaufenen Saison. Platz zwölf nach sieben Runden, erst zwei Partien gewonnen. Fuchs erklärt: „Ja. Das Rad stockt noch ein wenig. Aber mit den Siegen in der Champions League kann man Selbstvertrauen tanken. Wir haben noch etliche Spiele vor der Brust und werden weiterhin versuchen, unseren Weg zu gehen.“
Beim englischen Klub ist die Stimmung dennoch gut, erstmals spielt er in der Champions League und hat in Brügge und bei der Heimpremiere gegen Porto gewonnen. Fuchs euphorisch: „Nachdem die ChampionsLeague-Hymne gespielt wurde, war es mit Abstand die lauteste Atmosphäre, die ich je erlebt habe in Leicester. Der Sup- port unserer Fans ist einmalig und pusht uns immens.“
Motivation gab es zu Beginn der Saison auch vom Klubchef. Vichai Srivaddhanaprabha schenkte jedem der verbliebenen Meisterkicker eine Luxuskarosse (Stückpreis rund 124.000 Euro) in den Vereinsfarben. Zumindest sieben Spieler ließen die auffälligen Autos (mit der Begründung, dass man die 19 Autos nach dem Training so schwer unterscheiden könne) umlackieren. Für 2400 Euro in der Werkstatt von Marlon Harewood (37), Ex-Kicker von Aston Villa. Fuchs trocken: „Ich hab es nicht umlackieren lassen. Ich mag Blau. Und keiner sucht sein Auto, weil jeder ein Kennzeichen hat, das auf den Besitzer hinweist.“