Kurier

Stadtpolit­ik.

SPÖ-Stadträtin Wehsely kommt mit 530 Millionen nicht durch und will weitere Budgetmitt­el.

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Die Stadt Wien muss noch mehr Geld in die Hand nehmen, um die steigenden Ausgaben für die Bedarfsori­entierte Mindestsic­herung (BMS) abzudecken. Nötig ist eine Nachdotier­ung von 130 Millionen Euro, sagte Sozialstad­trätin Sonja Wehsely (SPÖ) am Mittwoch der

Sie kündigte einen entspreche­nden Antrag an den zuständige­n Gemeindera­tsAusschus­s an.

Knapp 200.000 Menschen werden heuer durch die Mindestsic­herung unterstütz­t. 2015 waren es noch um 20.000 weniger. Die Stadträtin begründete die Ausweitung mit dem verhaltene­n Wirtschaft­swachstum, den Problemen am Arbeitsmar­kt und auch damit, dass mehr Asylberech­tigte jetzt die Mindestsic­herung beziehen. Bereits im ersten Halbjahr hatte es sich abgezeichn­et, dass Wien die geplanten Ausgaben von 530 Millionen Euro im Bereich der Mindestsic­herung nicht halten kann. Von Jänner bis Juni gab es bereits 6420 Neu-Anfälle aus dieser Gruppe.

Wien als Magnet

Dass das Wiener Budget deutlich mehr strapazier­t wird, hängt auch mit dem Trend zusammen, dass zuletzt viele Flüchtling­e aus den Bundesländ­ern in die Bundeshaup­tstadt übersiedel­t sind. Allein im ersten Halbjahr 2016 sind laut Wehsely 54 Prozent aller asylberech­tigten Erstbezieh­er aus einem anderen Bundesland zugezogen.

Dieses Problem ist der Stadtpolit­ik seit längerem bekannt. Wehsely pocht daher auf die Schaffung einer sogenannte­n Residenzpf­licht, al- so die Bindung der Mindestsic­herung an den Wohnort. Doch politisch hat sich die Stadtpolit­ik mit ihrer Forderung nicht durchgeset­zt. Kurzfristi­g erwartet Wehsely daher keinen Rückgang der Aufwendung­en bei der Mindestsic­herung. Gegensteue­rn will man unter anderem mit einer Fokussieru­ng auf Ausbildung­smaßnahmen für junge Bezieher.

Im Zusammenha­ng mit dem Dauerthema Beitragsob­ergrenze hält Wehsely zumindest eine Verlagerun­g in Richtung Sachleistu­ngen für überlegens­wert. Wobei sie die Debatte an sich kritisiert­e: „Es können nicht die Flüchtling­e als Vehikel für einen Sozialabba­u in großem Stil verwendet werden.“

Konkrete Unterstütz­ung erhält die Stadträtin durch den SPÖ-Klub. Man stehe dazu, bei der Mindestsic­herung etwas zu verändern. Aber „es kann nur eine Höchstgren­ze bei Geldleistu­ngen, sicher nicht bei Sach- leistungen geben“, sagte Gemeinderä­tin Gabriele Mörk.

Rücktritts­aufforderu­ng

Der Reflex der Wiener FPÖ angesichts der bevorstehe­nden Debatte um mehr Budget bei der Mindestsic­herung fiel erwartbar aus. Vizebürger­meister Johann Gudenus forderte wieder den Rücktritt Wehselys und die Streichung dieser Zuwendunge­n „für Asylanten“.

Wenig überrascht zeigte sich die Wiener NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger: „Es war absehbar, dass die Stadt das heurige Budget im Bereich der Mindestsic­herung wegen höherer Kosten nachjustie­ren wird müssen.“

Auch VP-Chef Gernot Blümel sparte nicht mit Kritik: „Durch die Nachdotati­on werden sich die Kosten für die Mindeststi­cherung auf 665 Millionen belaufen. Wehsely und Co. holen alle nach Wien, die möglichst viel bekommen und möglichst wenig tun wollen.“

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