Warum Smartphones explodieren
Wenn technische Geräte Feuer fangen, ist oft eine beschädigte Batterie die Ursache dafür
Ein paar Staubpartikel könnten dafür verantwortlich gewesen sein, dass Samsung 2,5 Millionen Galaxy Note 7 zurückrufen musste. In einigen Fällen haben die Smartphones Feuer gefangen. Als offizielle Ursache wurden Konstruktionsmängel bei Akkus ausgemacht.
Bei Lithium-Ionen-Akkus bestehen die Batteriepole aus dünnen Folien, die zu einer Batteriezelle aufgewickelt werden. Ein direkter Kontakt zwischen Pluspol und Minuspol wird durch einen Separator verhindert. Dieser besteht aus einer hauchdünnen Kunststofffolie. Wird die Folie beschädigt, berühren sich die Pole. Ein innerer Kurzschluss ist die Folge. Es entsteht Hitze, die eine Kettenreaktion hervorrufen kann. Dieses explosionsartige Abbrennen des Akkus heißt „Thermal Runaway“.
Das war wohl die Ursache für die Brände bei Samsung-Smartphones. Experten vermuten, dass bei der Herstellung der Akkus die Anforderungen an die Reinraumbedingungen nicht eingehalten wurden. Für Michael Buser klingt das plausibel: „Wenn Staubpartikel in die Schichten des Akkus mitein- gewickelt werden, kann dieser den Separator trennen.“Buser ist Geschäftsführer des Risikoberatungsunter-nehmen Risk Experts und war zuvor jahrelang in der Batterieforschung tätig.
In vielen Fällen, bei denen Lithium-Ionen-Akkus, die auch in Notebooks und Elektroautos verbaut sind, Feuer fangen, ist ein beschädigter Separator der Ursprung. „Fällt das Smartphone aus der Hand auf den Boden, fühlt sich das für den Akku wie ein Erdbeben an“, sagt Buser. Schon bei so kleinen Alltagsmissgeschicken ist es möglich, dass der Separator einen mikroskopisch feinen Riss erleidet. „Im Laufe von Tagen oder Wochen kann sich das ausweiten. Bei diesem Laufmascheneffekt kann die zunächst unbedeutende Temperaturerhöhung zum Thermal Runaway werden.“Dieses Phänomen wurde auch bei Elektroautos beob- achtet. Nach Crashtests waren die Batterien augenscheinlich unbeschädigt. Mehrere Tage danach begannen die geparkten Autos plötzlich zu brennen.
Keine Panik
„Lithium-Ionen-Akkus sind sicher. Es wäre falsch, Panik zu verbreiten. Trotzdem sollte man Geräte mit Akkus wie rohe Eier behandeln. Die meisten Nutzer sind aber ohnehin bestrebt, ihr Smartphone nicht fallen zu lassen“, so Buser. Sollte es dennoch passieren, empfiehlt er, auf Hinweise für eine beschädigte Batterie zu achten: „Wenn sich das Smartphone auf bläht, ist es ohnehin schon zu spät.“Ein eigentümlicher Geruch, der durch entweichende Gase oder schmelzenden Kunststoff entsteht, ist ein deutlicher Hinweis. Alarmiert sollte man auch sein, wenn sich der Akku im abgeschaltetem Zustand erwärmt. Wenn ein dringender Verdacht auf einen beschädigten Akku besteht, empfiehlt Buser den vorsichtigen Transport zur Sondermüllsammlung. Neben Separatorschäden sind hohe Temperaturen ein Auslöser, der aus einer Batterie ein Brikett machen kann. Bei LithiumIonen-Akkus beginnt bei 70 Grad Celsius die Selbsterhitzung von Komponenten, was in einem Thermal Runaway enden kann. Deshalb sollten im Sommer keine Geräte im Auto gelassen werden.
Abbrennen lassen
Defekte Ladegeräte können den Akku überladen. Die dabei entstehende Hitze kann die Kettenreaktion auslösen, die zum Brand führt. „Ausschließlich Originalladegeräte verwenden“, rät Buser. Beim Laden sollte das Smartphone auf einer nicht brennbaren Oberfläche abgelegt werden. Sollte tatsächlich das Notebook oder Smart- phone zu brennen anfangen, reicht es meist nicht, ein Glas Wasser darüberzuleeren: „Da die Geräte dicht gebaut sind, kommt nicht genug Wasser zur Zündquelle, um den Akku genug abzukühlen und den Thermal Runaway zu stoppen.“Die häufig einzige Alternative sei, das Gerät kontrolliert abbrennen lassen: „Wenn man das Gerät noch anfassen kann, dann sollte man es nach draußen in einen ungefährdeten Bereich bringen. Wenn es schnell gehen muss: Raus aus dem Fenster damit, wenn niemand unten steht.“
Erneuter Vorfall
Gut einen Monat nach Samsungs weltweitem Rückruf des Galaxy Note 7 hat US-Medien zufolge erneut ein solches Gerät Feuer gefangen. Wegen des Unfalls habe am Mittwochmorgen (Ortszeit) ein Flugzeug auf der Strecke von Louisville nach Baltimore vor Abflug evakuiert werden müssen. Besonders unangenehm für Samsung: Bei dem Gerät, das in Flammen aufging, soll es sich dem Besitzer zufolge um ein neues Smartphone handeln, das er im Zuge der Pannenserie durch Überhitzung vom Hersteller erhalten habe.