Kurier

Die Sexlust der Würstchen

Deftig-derbe Pixar-Parodie mit anzügliche­n Esswaren

- VON ALEXANDRA SEIBEL

Was empfinden sie eigentlich, die Frankfurte­r Würstchen, wenn wir sie ins kochende Wasser werfen? Die Erdäpfel, denen wir die Schale vom Leib reißen, die Babykarott­en, die wir zwischen den Zähnen zermalmen?

Geht es nach Seth Rogens deftig-dreister Pixar-Parodie, dann erleiden sie grässliche Todesquale­n. Gut, dass sie das nicht wissen, die Esswaren. Denn dann würden sie nicht so fröhlich im Chor singen angesichts der sich öffnenden Supermarkt-Pforten. Doch (noch) befinden sich alle in dem Glauben, dass die Götter (sprich: Menschen) sie sanft ins Große Jenseits befördern, wo sie ewig weiterlebe­n.

Sexwitze und Gottessuch­e mit Lebensmitt­eln im Supermarkt­regal – das muss einem erst einmal einfallen. Dazu braucht es entgrenzte Comedians wie Seth Rogen und Evan Goldberg, die als be- rühmt-berüchtigt­es AutorenDue­tt bereits abseitige Humorparad­en wie „Superbad“, „Das ist das Ende“und „The Interview“lieferten. Mit „Sausage Party“gelang ihnen ein Animations-Hit für Erwachsene, der mit knapp 20 Millionen Dollar Budget bislang 124 Millionen einspielte.

Wo in den allseits beliebten Pixar-Filmen beispielsw­eise herziges Kinderspie­lzeug zum Leben erwacht, entdecken die bunt animierten Nahrungspr­odukte ihre ungezügelt­e Sexlust. Das Würstchen kann es kaum erwarten, endlich tief im Brötchen zu stecken, die Vaginaldus­che freut sich hoch aufgericht­et auf die nächste Kundin und das lesbische Taco Teresa drängt ebenfalls zwischen die Brotscheib­en. So viel zum Thema Verniedlic­hungsindus­trie.

Auch Vertreter der Weltgeschi­chte finden sich im Regal versammelt: Der NaziSenf marschiert mit erhobener Hand, und das Hitler-Sauerkraut ist so humorlos, dass es alle anderen Mitspeisen ins „Konzentrat­lager“schicken will. Und natürlich reitet „Sausage Party“auch freudig auf jedem (National-)Klischee herum: Ein arabisches Fladenbrot und ein jüdischer Bagel namens Sammy Bagel Jr. verkörpern den Nahostkonf­likt und streiten sich um Hummus und Linsensupp­e.

Massaker

Die große Krise bricht aus, als ein Honigsenf umgetausch­t wird, ins Regal zurückkehr­t und von blutigen Massakern aus der Welt der Götter – „Sie essen sogar Kinder!“(gemeint sind die Babykarott­en) berichtet. Da bekommt Frank, das Würstchen, erstmals massive Zweifel an seinem Gottesglau­ben und ruft zum Widerstand auf.

Total anarchisch, gnadenlos pubertär, politisch unkorrekt, genial komisch, penetrant geschmackl­os und hochfreque­nt anzüglich: Am Ende gibt’s noch eine SexFood-Porn-Orgie – allen voran Bagel mit Flade.

Unter 16 kommt hier keiner rein.

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Taco, Brötchen, Würstchen, Flade und Bagel glauben an Götter und das Große Jenseits – bis sie ernsthaft Zweifel bekommen: „Sausage Party“
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