Endzeitreise durch 60 Jahre Archiv
„Am Ende: Architektur. Zeitreisen 1959-2019“im Architekturzentrum Wien – mit Ausblick
Zum Abschied von Dietmar Steiner, Steiner, seit Gründung vor 23 Jahren die Seele des Architekturzentrums Wien (AzW), blickt man im MuseumsQuartier jetzt zurück auf rund 60 spannende Jahre des Auf bruchs der Baukunst und schöpft dabei aus seinem Archiv, einem „ungeordneten Bergwerk“, wie Steiner bekennt:
Die Ausstellung „Am Ende: Architektur. Zeitreisen 1959-2019“(bis 20. März 2017) ist für den 64-Jährigen trotzdem auch mit der „Hoffnung auf eine Zukunft der Architektur“verbunden.
Denn die anspruchsvolle Schau, „für Besucher eine echte Arbeitsausstellung, für die man besser eine Wochenkarte löst und öfter kommt“, so Steiner, erzählt von vergangenen und aktuellen Krisen der Architektur, die zum Teil Qualität sowie eine nachhaltige Baukultur vermissen lässt, wenn Objekte bereits 30 Jahren nach Bau wieder abgerissen werden. Andererseits verhindert eine Vielzahl an fragwürdigen und sinnlose Vorschriften innovatives und preiswertes Bauen.
Vor- und Nachdenker
Die sehr subjektive Zeitreise ins Heute führt über Stationen wie Funktionalismuskritik, Sanfte Stadterneuerung, New Urbanism wie die Stadtprojekte Seaside oder Poundbury, Revision der Moderne, Signature Architecture, Bottom-Up-Bewegung und Global Business.
Und wie sieht der Vor- und Nachdenker Steiner die aktuelle Situation der Branche?
Kritisch. Sehr kritisch. Der kompetente Beobachter ortet einen Rückschritt in die 1970er-Jahre: „Der bauindustrielle Komplex do- miniert, und die Architekten haben zu folgen.“
„Die Schwäche des AzW“sei bisher gewesen, so Steiner, dass es nie mit kulinarischen, im Vorbeigehen leicht konsumierbaren Ausstellungen auf Besucherfang ging. Steiner hat „eher die Ränder der Architektur ins Zentrum geholt“, sagt auch Katharine Ritter, eine der drei Kuratorinnen von „Am Ende: Architektur“. Da gesellt sich zur Rückschau mit Erinnerungen etwa an Proteste und Besetzungen von Arena, Amerlinghaus sowie WUK eine aktuelle Bestandsaufnahme samt Ausblick. Und am11.11. erscheint unter dem Titel „Steiners Feierabend“das neue Buch „Steiner's Diary: Über Architektur seit 1959“(Park Books).