Kurier

Hofer setzt auf Gottes Hilfe: Wie das zur antiklerik­alen Tradition der Blauen passt

- – MARIA KERN

Hofburg-Wahlkampf. Langsam geht es wieder los – mit dem Hof burg-Wahlkampf. Am Montag präsentier­t Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen seine neuen Plakate. FPÖ-Konkurrent Norbert Hofer hat das schon am vergangene­n Freitag getan – und damit eine Debatte ausgelöst. Auf seinen Werbebanne­rn steht: „So wahr mir Gott helfe.“

Dem evangelisc­hen Bischof Michael Bünker missfällt das: „Gott hat im Wahlkampf nichts verloren.“

Michael Prüller, Kommunikat­ionschef der Erzdiözese Wien, stellte in der Presse die Frage, ob es Hofer „wirklich um Wahrhaftig­keit im Angesicht Gottes oder nur um Stimmenfan­g“gehe – und verwies auf das Zweite Gebot: „Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauch­en.“

Der freiheitli­che Ideologe Andreas Mölzer meint, Hofer wolle mit den Plakaten signalisie­ren, „dass er sich als christlich-fundierter Politiker sieht“. Dass auch Strategie dahinterst­eht, verhehlt der Ex-FPÖ-Politiker nicht: „Ich konzediere den Kritikern, dass man in einem Wahlkampf natürlich auch taktische Überlegung­en hat. Das ist legitim. Wenn der Herr Van der Bellen auf einmal die Heimat erfunden hat, ist das auch eine taktische Überlegung.“

Wie passt der Slogan zur antiklerik­alen Tradition der dritten Lagers? „Es gibt diesen Antiklerik­alismus, der ins 19. Jahrhunder­t zurückgeht – und vom Liberalism­us her die Forderung nach Trennung von Staat und Kirche.“Damit stehe der Wahlspruch „in einem gewissen Widerspruc­h“, gesteht Mölzer ein. „Die FPÖ hat sich anderersei­ts aber zu einer Partei entwickelt, die die europäisch-abendländi­sche Tradition gegen die Islamisier­ung vertritt.“Schon in den 1990er-Jahren sei das Christentu­m im Parteiprog­ramm verankert worden. Darum sei es „legitim“, christlich­e Symbole zu verwenden.

Das hat auch HeinzChris­tian Strache schon getan, als er 2009 mit einem Kruzifix in der Hand gegen eine Moschee wetterte. Heute wollen die Blauen auch keine Kreuze aus Klassenzim­mern entfernen, wie sie das noch vor 30 Jahren forderten.

Könnten sich liberale Wähler daran stoßen, dass Hofer auf Gottes Hilfe setzt?

Mölzer: „Da gibt es vielleicht noch fünf, sechs liberale Fundamenta­listen, aber die kenne nicht einmal mehr ich.“

Van der Bellen wird jedenfalls nicht mit göttlicher Unterstütz­ung werben. Der 72-Jährige ist Agnostiker.

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„So wahr mir Gott helfe“: Dass Hofer mit diesem Satz auf seinen Plakaten wirbt, sorgt für Diskussion­en

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