1200 Mann & ein Frauen-Oberbefehl
Erstmals in der Zweiten Republik ist mit Nationalratspräsidentin Doris Bures eine Frau als höchste Staatsrepräsentantin bei der Angelobung der Rekruten auf dem Wiener Heldenplatz dabei – mangels Bundespräsident.
„Ich gelobe, mein Vaterland, die Republik Österreich, und sein Volk zu schützen und mit der Waffe zu verteidigen. Ich gelobe, den Gesetzen und den gesetzmäßigen Behörden Treue und Gehorsam zu leisten, alle Befehle meiner Vorgesetzten pünktlich und genau zu befolgen und mit allen meinen Kräften der Republik Österreich und dem österreichischen Volke zu dienen.“
Das werden am Mittwoch 1200 Rekruten, darunter 37 Frauen, auf dem Wiener Heldenplatz brüllen. The same procedure as every year ist die Sache diesmal aber nicht. Es gibt ein Nationalfeiertagsnovum. Erstmals ist eine Frau als höchste Staatsvertreterin bei der Vereidigung der Soldaten dabei: Nationalratspräsidentin Doris Bures.
Bis dato war das dem Bundespräsidenten als Oberbefehlshaber des Heeres vorbehalten. Seit Fischers Abgang am 8. Juli führen Bures und ihre Kollegen Karlheinz Kopf und Norbert Hofer die Hofburg-Geschäfte; sie werden das bis 27. Jänner tun. Erst da wird ein neuer Präsident – Grün-Mann Alexander Van der Bellen oder Blau-Mann Norbert Hofer – angelobt.
Altpräsidentisch
Dass eine Frau die Heeresagenden wahrnimmt, ist für Fischer „nichts Besonderes“, wie er dem KURIER sagt. „In Europa gibt es auch Staatspräsidentinnen und Verteidigungsministerinnen.“
Zwölf Jahre lang war Fischer jeden 26. Oktober Frontmann bei der militärischen Zeremonie auf dem Heldenplatz. Auch heuer wird er bei der Angelobung der Wehrmänner sein – als Altbundespräsident; das Militärkommando Wien hat ihn geladen.
Und so wird er vor Ort hören, was Bures zu Heer & Co zu sagen hat. Sie übernimmt an diesem Festtag nämlich einen weiteren obligaten Part des Bundespräsidenten: auf dem Heldenplatz zu sprechen. Wie gehabt reden vor den Rekruten, deren Angehörigen und Heeresschau-Lustigen der Wiener Bürgermeis- ter Michael Häupl, Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil und der Kanzler. Ein Debüt für Christian Kern, der im Jahr davor noch ÖBB-Chef war. Ebenso eines für Doskozil, der bis zum heurigen Jänner als Polizeidirektor im Burgenland werkte.
Ansprachslos
Zwei bisherige Fixtermine am Nationalfeiertag entfallen: die Ansprache des Staatsobersten am Abend im ORF gibt es nicht. Bures will sie nicht halten – „aus Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten“. Und: die Pforten der Hof burg werden nicht geöffnet. Fischer liebte es, mit seine Frau Margit an der Seite, Bürger zu empfangen. Er herz- te Kinder, scherzte mit Männern, küsste Damenhände.
Amtslos ist Fischer öffentlich ebenfalls rührig. Der 78jährige Jurist geht an die Uni zurück, an der er sich einst habilitierte. Fischer ist neuerdings Gastprofessor an der Uni Innsbruck. „Die Geschichte und DemokratieEntwicklung der Zweiten Republik“bringt er Studenten nahe – samt Prüfung am Semesterende. Die Antrittsvorlesung war am 12. Oktober.
Historisch unterwegs ist Fischer auch bei seinem zweiten, ehrenamtlichen, NachHof burg-Job. Er bereitet, beauftragt von der Regierung, das Gedenkjahr 2018 vor: Ausstellungen, Konferenzen, Publikationen. Vergangene Wo- che war Fischer beim tschechischen Außenminister Lubomir Zaoralek – zum „Gedankenaustausch, wie sich Prag und Wien auf den jeweils 100. Geburtstag ihrer Staatsgründung vorbereiten“.
Ende September, bei der Präsentation seines Buches „Eine Wortmeldung“, ließ Fischer wissen, dass er auch bei der zweiten Stichwahl zwischen Van der Bellen und Hofer (am 4. 12.) für den Ex-Grünen-Chef votieren wird. Der steigt nun wieder in den Wahlkampf ein. Am Dienstag gibt er eine Pressekonferenz. Ein weiterer Versuch, zu überzeugen, dass er das Zeug zum Präsidenten hat, damit auch zur Angelobung von Rekruten am Nationalfeiertag 2017.