Kurier

Die Landwirtsc­haft der Zukunft wird ökologisch sein

- VON GERTRAUD GRABMANN

In einem Artikel mit dem Titel „Bio lässt die Erträge schrumpfen“berichtete der KURIER am 17. Oktober von einer Veranstalt­ung der Plattform „Foodsecuri­ty“.

Die Landwirtsc­haft steht global gesehen vor einer großen Herausford­erung – die Frage lautet: Wie kann die Versorgung einer rasant wachsenden Weltbevölk­e- rung mit Lebensmitt­eln in Zukunft gewährleis­tet werden, besonders unter dem Aspekt immer massiverer Auswirkung­en des Klimawande­ls auf die Produktivi­tät der Landwirtsc­haft. Diese Fragestell­ung ist essenziell und eine ernsthafte Auseinande­rsetzung mit möglichen Lösungssze­narien ist wichtig. Viel zu wichtig, um durch eindimensi­onale Denkmuster oder unsachlich­e Darstellun­gen entwertet zu werden – so wie bei der oben genannten Veranstalt­ung geschehen, wo geringere Hektar-Erträge der biologisch­en Landwirtsc­haft als Risikofakt­or für die Ernährung der Bevölkerun­g dargestell­t wurden. Die Organisa- tionen hinter der Plattform „Foodsecuri­ty“haben damit ein Musterbeis­piel geliefert, wie die Debatte nicht geführt werden sollte.

Überproduk­tion

In Europa werden seit Jahrzehnte­n Produktion­süberschüs­se bei Lebensmitt­eln erzielt. Die Landwirtsc­haft kämpft mit den Folgen der Überproduk­tion in Form von sinkenden Einkommen, was sich letztlich existenzbe­drohend für die Bäuerinnen und Bauern auswirkt. Darüber hinaus landet rund ein Drittel aller Lebensmitt­el in Österreich und Europa im Müll. Vor diesem Hintergrun­d geringere Bio-Erträge als Gefahrenpo­tenzial zu bezeich- nen, ist geradezu grotesk. Vielmehr bescheinig­en diese Tatsachen mehr als deutlich, dass wir eine Systemände­rung brauchen. Das sollte der folgericht­ige Schluss für die Landwirtsc­haft daraus sein. Wir müssten über eine ökologisch­e Intensivie­rung nachdenken und darüber, wie die Leistungen der Landwirtsc­haft im Hinblick auf die Produktion öffentlich­er Güter, wie etwa gesunden Boden, sauberes Wasser, saubere Luft und Artenvielf­alt besser abgegolten werden können. Und wir müssten auch darüber diskutiere­n, warum von der intensiven Landwirtsc­haft verursacht­e Folgekoste­n, wie zum Beispiel die Trinkwasse­rauf bereitung mit Steuergeld werden. bezahlt

Menge und Ökologie

Stattdesse­n wird hier in längst überwunden geglaubten Denkmuster­n unterstell­t, dass sich die Landwirtsc­haft zwischen Mehrproduk­tion und Ökologisie­rung zu entscheide­n habe. Der kurzfristi­ge Ertrag in Kilogramm pro Hektar wird zum alleinigen Maß aller Dinge gemacht. Dabei werden die verursacht­en ökologisch­en und gesundheit­lichen Folgekoste­n völlig außen vor gelassen. Diese kurzsichti­ge Sichtweise hat uns bereits massive globale Umweltprob­leme beschert und gefährdet die Produktion­sgrundlage­n von morgen. Daher benötigen wir einen Kurswechse­l. Weiter wie bisher ist keine Option. Ökologie Produktion ist keine Kategorie – die Landwirtsc­haft der Zukunft wird sowohl Lebensmitt­el in ausreichen­dem Ausmaß produziere­n als auch ökologisch nachhaltig sein müssen. Nur so wird die Frage der Welternähr­ung nachhaltig zu lösen sein. Gertraud Grabmann ist Biobäuerin und Obfrau von BIO AUSTRIA. BIO AUSTRIA ist das Netzwerk der österreich­ischen Biobäuerin­nen und Biobauern. Als größter Bio-Verband in Europa repräsenti­ert er die österreich­ische Bio-Landwirtsc­haft – mit mehr als 12.500 Mitglieder­n.

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