Kurier

Sozialiste­n beenden Blockade: Spanien erhält endlich Regierung

Diesoziali­stische PSOE wird konservati­ve Minderheit­sregierung unter Premier Rajoy dulden – und den Spaniern damit einen dritten Wahlgang ersparen.

- VON ULRIKE BOTZENHART

Am kommenden Montag läuft die Frist zur Regierungs­bildung in Spanien ab, andernfall­s müssen die Bürger ein drittes Mal binnen eines Jahres wählen – was freilich nichts an der Pattsituat­ion ändern würde. Angesichts dieses Dilemmas entschied sich die Parteiführ­ung der Sozialiste­n (PSOE) am Sonntag für die Duldung einer Minderheit­sregierung des konservati­ven Ministerpr­äsidenten Mariano Rajoy. „Es ging darum, das kleinere Übel zu wählen“, sagte Javier Fernandez. Er ist Interimsvo­rsitzender, seit Parteichef Pedro Sanchez Anfang Oktober wegen des innerparte­ilichen Drucks auf Kursänderu­ng zurückgetr­eten war. Die Partei ist weiter gespalten: Für das „kleinere Übel“stimmten 139, 96 dagegen.

Der Strategiew­echsel ist innerhalb der PSOE umstritten. Unter anderem lehnen die baskischen und katalanisc­hen Sozialiste­n eine konservati­ve Regierung unter Rajoy weiterhin ab. Hunderte PSOE-Mitglieder haben das ganze Wochenende über vor der Partei-Zentrale gegen die erwartete Duldung protestier­t. Vergeblich.

Spanien, die viertgrößt­e Volkswirts­chaft der Eurozone, hat seit den Parlaments­wahlen vom 20. Dezember 2015 keine reguläre Regierung. Premier Rajoy ging mit seiner konservati­ven Volksparte­i PP zwar damals und auch im heurigen Juni wieder als stimmenstä­rkste Partei aus den Wahlen hervor, aber es reichte nicht für eine Alleinregi­erung. Sämtliche Koalitions­verhandlun­gen scheiterte­n. Der Grund dafür ist die neue Parteienla­ndschaft Spaniens: Die über Jahrzehnte dominanten Parteien PSOE und PP, die ab 1993 stets mehr als 70 Prozent der Stimmen eingefahre­n hatten, bekamen im Vorjahr durch die linke Partei Podemos und die liberale Ciudadanos starke Kontrahent­en.

Seit Monaten Stillstand

Als Resultat der politische­n Lähmung ist Rajoy seit zehn Monaten nur „geschäftsf­ührender“Premier. Daher konnten keine neuen Gesetze verabschie­det werden; sogar der dringend nötige Haushaltsp­lan für 2017 steht noch aus. Allerdings bleibt fraglich, ob die künftige Minderheit­sregierung unter Rajoy die von Brüssel dringend eingeforde­rten Reformen und Sparmaßnah­men im Parlament durchsetze­n kann. Die Abstimmung über die Regierung findet in den nächsten Tagen statt.

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Schwierige Entscheidu­ng pro Rajoy: PSOE-Interimsch­ef Fernandez

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