So bunt kann die Wirtschaft sein
27 Beispiele führen zur Hackerabwehr nach Israel, ins Flugzeugcockpit oder auf den Bergbauernhof
Bettina Egger erzählt lebendig, wie aus ihrem Traum vom Fliegen ein Beruf wurde. Heute ist sie Co-Pilotin der Austrian und steuert eine 76sitzige Dash 8-400 Turboprop-Maschine von Wien aus in europäische Städte. Enormer Einsatz war bis zu ihrer Qualifikation als Berufspilotin nötig, die Ausbildung hat rund 60.000 Euro gekostet. Im neuen Buch des bekannten Wirtschaftsjournalisten Reinhard Engel erfährt man aber nicht nur die Lebensgeschichte der Wienerin Bettina Egger, sondern auch viel über die tiefe Krise der Flugbranche nach den Anschlägen auf das World Trade Center im Jahr 2001. Die Turbulenzen bei Airlines haben sich wieder gelegt: Austrian suchte zuletzt Piloten und intensivierte die Ausbildung.
„So funktioniert Wirtschaft“ist der Titel der Neuerscheinung, und es ist kein trockenes Lexikon. Anhand konkreter Beispiele und in leicht verständlicher Sprache erklärt Engel ökonomische Zusammenhänge oder internationale Verflechtungen der Unternehmen. Er geht auf Nöte und Sorgen der Menschen ein – zum Beispiel, was Staaten und Regierungen gegen Arbeitslosigkeit tun könnten.
Das Buch bietet auch Erwachsenen eine inhaltliche Vertiefung, wenn man in die 27 Fallstudien und Reportagen eintaucht. Um die Cyber-Sicherheit zu erkunden, begab sich Engel ins Herz der israelischen nationalen Stromgesellschaft (IEC), wo er Ingenieure beobachtete, wie sie in einer Training-Si- Reinhard Engel: „So funktioniert Wirtschaft. Ein Sachbuch für Jugendliche“Leykam. 176 Seiten. 24,50 Euro. tuation Hacker-Angriffe abwehrten. „Es ist nicht gerade leicht, gute Hacker einzustellen“, gibt ein Manager von CyberGym, einer IEC-Tochtergesellschaft, offen zu. CyberGym ist auf Sicherheit im Web spezialisiert, Israel zählt hier zur Weltspitze.
Weltkonzerne
Von Israel springt der Leser direkt zu einem Bergbauernhof, dann weiter zu den Gründern von Weltkonzernen – Nike, Zara, Leica oder Google, wie sie alle heißen. Im Handumdrehen findet man sich in der Fertigungshalle einer Automobilfabrik wieder, in einem Stahlwerk oder in einem Luxushotel.
Der Wirtschaftsjournalist schneidet auch umstrittene Themen an, etwa das Fördersystem für Energie aus Wind und Wasser oder die Zukunftsperspektiven der Sharing Economy anhand der Beispiele Uber und Airbnb. Und das alles ist absolut leicht verständlich und gut lesbar. Airbnb ist aus dem internationalen Alltag nicht mehr wegzudenken. Was 2008 studentisch in Amerika begonnen hat, wird heute mit 20 Milliarden US-Dollar bewertet und liegt unter den größten Hotelkonzernen der Welt nur knapp hinter Marriott und Hilton. Wie viele Wohnungen Airbnb in Österreich hat, ist nicht bekannt. Die Chefin der Österreichischen Hoteliervereinigung, Michaela Reitterer, meint nur so viel: „Man sollte alle gleich und fair behandeln“, die Vermietung von Privatzimmern wie gewerbliche Betriebe.
Dem Autor von „So funktioniert Wirtschaft“ist ein spannendes Werk gelungen, das sich dringend als Schulbuch im Unterricht empfiehlt. Es ist informativ und regt zum Diskutieren an. Ferdinand Dudenhöffer: „Wer kriegt die Kurve? Zeitenwende in der Autoindustrie“campus Verlag. 272 Seiten. 25,70 Euro.