Kurier

Time-Warner-Deal von AT&T stößt auf Skepsis und kartellrec­htliche Widerständ­e

- – HSP

Teuerster Deal. Voll auf Angriff: Randall Stephenson, Chef des US-Telekom-Konzerns AT&T, will nicht tatenlos zusehen, wie Online-Anbieter wie Amazon und Netflix die Inhalte diktieren, die durch die Datennetze schwirren. Deshalb stemmt der 56Jährige den teuersten Deal des Jahres: Um 85 Milliarden Dollar will AT&T den Unterhaltu­ngskonzern Time Warner schlucken – samt den zu schulternd­en Schulden wären es sogar fast 109 Milliarden Dollar (umgerechne­t 100 Mrd. Euro).

Zum Vergleich: Die geplante Monsanto-Übernahme durch den deutschen Pharmaries­en Bayer wäre „nur“66 Mrd. Dollar schwer.

Stephenson­s Kalkül: AT&T will nicht die „dumme Pipeline“für andere sein, sondern selbst Inhalte auf allen Kanälen und Geräten anbieten – und dort sein, wo das große Geld verdient wird. Zu Time Warner gehören der Bezahlsend­er HBO, der mit TVSerien wie „Game Of Thrones“oder „The Sopranos“für Furore sorgte. Oder der Nachrichte­nkanal CNN. Oder das Hollywood-Studie Warner Bros. mit Filmrechte­n an Blockbuste­rn wie „Harry Potter“.

Die Strategie, Infrastruk­tur und Inhalte zu vereinen, klingt logisch. 2011 hat der Kabelanbie­ter Comcast die Senderkett­e und das Filmstudio Universal gekauft. AT&T-Rivale Verizon, zu dem seit 2015 AOL gehört („Huffington Post“), hat ein Auge auf Yahoo geworfen. Der Plan ist aber riskant: 2000 fusioniert­e der damals größte Internetan­bieter AOL mit Time Warner – das gilt als einer der größten Flops aller Zeiten. 2009 ging man wieder getrennte Wege.

Und es drohen auch kartellrec­htliche Hürden. Er würde die Übernahme verhindern, sagte Präsidents­chaftskand­idat Donald Trump am Samstag. Sie konzentrie­re zu viel Macht in wenigen Händen. Warner-Konkurrent Disney mahnt die Wettbewerb­shüter, penibel zu prüfen. Ein Okay vor Ende 2017 gilt als unwahrsche­inlich.

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