Der Process der Agnes Husslein-Arco
Mittlerweile dürfte ja alles wieder bereinigt sein. Mit Steuergeld. Aber was der Stadtrechnungshof 2011 in seinem Bericht über das Gloria Theater feststellte, war schon heftig. Der einst hoch verschuldete Betrieb zahlte u. a. zwei Verkehrsstrafen wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen – und private Arztrechnungen des Alleingeschäftsführers in der Höhe von 13.574 Euro. Prozess wurde Gerald Pichowetz aber keiner gemacht. „Schwamm drüber“lautete das Motto. Und man designierte ihn dieser Tage zum Intendanten von Operettenspielen. Das ist sozialdemokratische Kulturpolitik in Österreich.
Einer anderen Person hingegen, der Belvedere-Chefin Agnes Husslein-Arco (kurz AHA), wur- de sehr wohl der Prozess gemacht – vor dem Schöffengericht „Social Media“. Aber was hat sie konkret verbrochen?
Man weiß es nur so ungefähr. Die Angelegenheit begann am 14. Juni mit einer vage gehaltenen Aussendung des damaligen Kuratoriumsvorsitzenden Hans Wehsely, die zu großen Fantastereien Anlass gab: „Im Zuge des Bestellungsprozesses (...) wurden Compliance-Vorwürfe gegen die Geschäftsführung und leitende Angestellte bekannt.“
Seither bemüht sich Ihr Tratsch-Partner, vom Kulturministerium die Fakten zu erhalten. Er scheiterte. Und kam zur Ansicht, dass es AHA so gehen dürfte wie dem Prokuristen Josef K. in Franz Kafkas Roman „Der Process“, der vergeblich herauszu- finden versucht, weshalb er angeklagt wurde – und wie er sich rechtfertigen könnte. Bestätigt wird diese These durch Sabine Haag. Auf die Frage des Standard, warum sich die Kollegenschaft nicht mit AHA solidarisch erklärte, sagte die KHM-Generaldirektorin, dass die Museumsdirektoren „bis heute nicht“wüssten, welche Verstöße es genau gegeben hatte: „In so eine Nebelwolke urteilend hineinzugehen, war schlicht nicht möglich.“
Und so gibt es nun eine Nachfolgerin für AHA – Stella Rollig. Gerüchteweise wollte Christian Kern sie nach der Machtübernahme zur Kulturministerin machen. Aber die Lentos-Direktorin soll abgelehnt haben. Beim Belvedere hingegen sagte gerne Ja.
thomas.trenkler@kurier.at