Kurier

Fairness ist wichtiger als der Internet-Hype

Airbnb, Uber, Tesla: Warum eigentlich dürfen sich Technologi­efirmen selbst rote Teppiche ausrollen?

- VON HERMANN SILEITSCH-PARZER eMail an: hermann.sileitsch-parzer@kurier.at auf Twitter folgen: @hesil1975

Internet-Visionäre behaupten oft lautstark, ihre Geschäftsm­odelle seien revolution­är und mit nichts zu vergleiche­n. Wer nicht auf den Hype hereinfäll­t, wird nüchtern feststelle­n: Wer einem Touristen gegen Bezahlung ein Zimmer überlässt, führt einen Beherbergu­ngsbetrieb – egal, ob das Hotel heißt oder Airbnb. Und wer einen Kunden entgeltlic­h von A nach B bringt, ist ein Beförderun­gsunterneh­men – mag das nun Taxi heißen oder Uber. Ob die Buchung über einen Telefonanr­uf, eine Internetse­ite oder eine Smartphone-App erfolgte, spielt in Wahrheit keine Rolle.

Angestammt­e Betriebe beklagen zu Recht, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Von der Gewerbeord­nung über Sicherheit­sauflagen bis hin zu Steuern und Abgaben: Warum sollten die einen Anbieter strenge Regeln akzeptiere­n, während sich die anderen ausreden, dass sie „Technologi­efirmen“sind – und für sie andere Gesetze gelten? Wenn sich neue Marktteiln­ehmer selbst den roten Teppich ausrollen können, ist das eine Ungleichbe­handlung. Fairer Wettbewerb ist eine zentrale Säule unseres Wirtschaft­ssystems.

Und es wird zusehends eine Frage der Sicherheit. Regeln sind notwendig, das zeigt das Beispiel Tesla: Der E-Autobauer bewarb seinen unausgerei­ften Fahrassist­enten als „Autopilote­n“. In den USA war ein Todesopfer zu beklagen, vermutlich, weil ein Fahrer das allzu wörtlich genommen hatte. Der Kunde als Versuchska­ninchen: Das war kein Problem, so lange es nur um unausgegor­ene Computerso­ftware ging. Doch wenn IT-Firmen selbstfahr­ende Fahrzeuge bauen, dürfen sich nicht die auf dem Markt durchsetze­n, die am wenigsten Skrupel haben oder gar über Leichen gehen.

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