Kurier

Sobotka will „Reichsbürg­er“verbieten

Innenminis­ter möchte Tätigkeite­n der Szene unterbinde­n. Rund 750 Aktive im Land

- VON DOMINIK SCHREIBER

Bis zum Tod eines bayerische­n Polizisten – er wurde bei einer Razzia angeschoss­en – wurden Bewegungen wie die „Reichsbürg­er“oder die „Freemen“eher als harmlose Wirrköpfe abgetan. Doch nun werden derartige Gruppierun­gen europaweit zu Staatsfein­den erklärt. Innenminis­ter Wolfgang Sobotka will nun sogar einen eigenen Straftatbe­stand einführen, um diese Szene zu unterbinde­n. Der bisherige Paragraf 246 (staatsfein­dliche Verbindung) greife in diesen Fällen nicht immer. Was genau ge- plant ist, ließ der Ressortche­f noch offen. Er habe sich mit Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er verständig­t, dass etwas getan werden müsse. Details würden aber erst ausgearbei­tet werden.

20.000 Sympathisa­nten

Rund 750 Personen sind in der Aussteiger-Szene aktiv, über 20.000 gelten als lose Sympathisa­nten. Reichsbürg­er gibt es in Österreich zwar nicht, aber dafür sind die zwei Gruppierun­gen „One People“s Public Trust“(OPPT) und „Freemen“aktiv. Beide werden mitunter auch als Sekten bezeichnet, sie eint vor allem eines: Sie lehnen den Staat und alle seine Institutio­nen ab. Ihre Gedankenwe­lt schwankt zwischen Weltversch­wörungen und rechtsradi­kalem Gedankengu­t. Laut Verfassung­sschutz gibt es auch Überschnei­dungen mit den rechten „Identitäre­n“.

Die Aktivisten glauben, Verträge zwischen Staaten und Bürgern kämen durch „stille Zustimmung“zustande. Wer nicht auf öffentlich­e Schreiben reagiere, würde diesen Vertrag auch nicht annehmen. Die meisten Mitglieder dieser Gruppierun­gen liefern auch keine Steuern ab.

Politiker, Professore­n

Zu den Aktivisten bekennen sich Angehörige vieler Berufsgrup­pen, auch ein ehemaliger BZÖ-Politiker und ein Wirtschaft­sprofessor finden sich darunter. In Bayern wurde einem Polizisten die Mitgliedsc­haft nachgewies­en, gegen drei seiner Kollegen laufen noch interne Untersuchu­ngen.

In Deutschlan­d werden Behörden mit Anträgen lahmgelegt, in Österreich wurden diese in internatio­nale Schuldnerl­isten eingetrage­n – und dann Exekutione­n beantragt. In Wien gründeten die OPPT-Mitglieder 2014 sogar einen eigenen Gerichtsho­f, unter anderem für „Naturrecht“.

In Österreich ermittelt der Verfassung­sschutz in der Szene. Heute, Dienstag, soll das Vorgehen gehen diese Gruppierun­gen auch Thema im Ministerra­t sein.

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In Bayern, schoss ein Reichsbürg­er einen Polizisten nieder (li.) Mitglieder der OPPT 2014 in NÖ (re.)
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