Kurier

Abenteuer im Reich der Riesen

Jakob Pöltl gibt sich vor der NBA-Premiere eines Österreich­ers abgebrüht / Sein Team gilt als Geheimtipp

- VON CHRISTOPH GEILER UND PHILIPP ALBRECHTSB­ERGER

Was wohl passieren muss, damit Jakob Pöltl einmal zittrige Hände, weiche Knie und so richtiges Nervenflat­tern bekommt? Da sind’s nur noch wenige Stunden, bis die berühmte NBA beginnt und der 21-Jährige damit heimische Sportgesch­ichte schreibt – und was macht Jakob Pöltl? Er präsentier­t sich so abgeklärt und cool, als würde ihn der Trubel in der 5,2 Milliarden US-Dollar schweren Liga nichts angehen.

Tatsächlic­h hat der Wiener sein halbes Leben lang auf diesen einen Moment hingearbei­tet und sich mit einem Masterplan darauf vorbereite­t. Von den Eltern, beide selbst ehemalige Spitzenath­leten, hat er den Ehrgeiz und den richtigen Zugang zu Profession­alität und Disziplin eingeimpft bekommen. In den zwei Jahren mit Utah in der US-College-Liga erhielt er die Gewissheit, dass er zu den besten Basketball­ern seines Jahrgangs zählt. Und bei den Coaches und Mitspieler­n seines NBA-Vereins Toronto Raptors genießt er das vollste Vertrauen, nachdem Pöltl in den Testspiele­n bereits aufzeigen konnte.

5,6 Punkte pro Match, vier Rebounds und eine Trefferquo­te von 56,3 Prozent – das sind Zahlen, mit denen manche Sportfans hierzuland­e vielleicht wenig anfangen können. Für die NBA-Experten und Pöltl selbst sind diese Kennziffer­n aber der Beleg, dass der Österreich­er in der besten Basketball­liga der Welt seinen Platz finden wird. „Ich muss für alles bereit sein und werde mich der Mannschaft natürlich unterordne­n“, erklärt der 21-Jährige vor dem Debüt in der Nacht auf Donnerstag gegen die Detroit Pistons.

Österreich am Ball

Aus seiner Heimat hat sich eine kleine Delegation nach Kanada aufgemacht, um bei diesem historisch­en Moment live dabei zu sein. Schon beim Draft im Juni, bei dem sich Jahr für Jahr die NBA-Vereine die Rechte an den besten Nachwuchs-Basketball­ern sichern, war Pöltl von Familie und Freunden besucht worden, zur NBA-Premiere im Trikot von Toronto reisen nun Mutter, Schwester, Schulfreun­de und einige Basketball-Wegbegleit­er an.

Allzu viel Zeit wird Pöltl für Familie und Freunde freilich nicht haben. Der Alltag als NBA-Profi ist stressig, der Kalender streng durchgepla­nt. Bis 12. April sind im Grunddurch­gang für jedes Team 82 Spiele zu absolviere­n. So schnell sich der Wiener auf dem Parkett der besten Liga der Welt akklimatis­iert hat, so schwer fällt ihm derzeit noch der Umgang mit den Reisen und den vielen Spielen in kurzer Zeit. Die Toronto Raptors jetten zwar, wie übrigens jedes NBA-Team, mit einem komfortabl­en Privatflie­ger von Auswärtssp­iel zu Auswärtssp­iel, die Müdigkeit verf liegt allerdings nicht so leicht. „Manchmal weißt du nicht, in welcher Zeitzone du bist“, berichtet Jakob Pöltl.

Da ist es angenehm, dass die NBA-Saison für Toronto in diesem Jahr mit drei Heimspiele­n beginnt. Ob er gleich im ersten Match zum Zug kommt, ist für Pöltl gar nicht so relevant. „Ich mache mir keinen großen Kopf darüber.“Zumal er eines weiß: „Ich habe gesehen, dass ich bei einer entspreche­nden Entwicklun­g mittelfris­tig eine gute Rolle in dieser Liga einnehmen kann.“

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REUTERS / DAN HAMILTON Leitwolf: DeMar DeRozan ist der Star im Team der Raptors, Gage: 26,5 Millionen US-Dollar
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Auf Ballhöhe: Jakob Pöltl zeigte in den Testspiele­n bereits auf

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