Kurier

Die häufigsten Tennis-Verletzung­en

- UNIV.-PROF. DR. REINHARD WEINSTABL

Facharzt für Unfallchir­urgie und Sporttraum­atologie, Verbandsar­zt des ÖTV und Turnierarz­t bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle

Was genau ist ein Tennisellb­ogen? Ein in intensives Match, und plötzlich schmerzt es außen am Ellbogen. Manchmal kommen die Schmerzen auch langsam und nehmen ständig zu. Die Ursache ist eine Überoder Fehlbelast­ung der Muskulatur. Dadurch entzünden sich die Sehnenansä­tze von Muskeln des Unterarms am Oberarmkno­chen. Die Entzündung kann sich in den Knochen ausbreiten, es kann zu Teilrissen eines Sehnenansa­tzes kommen. Bei der Behandlung steht an erster Stelle die konservati­ve Therapie: Etwa Stoßwellen oder Bestrahlun­g mit kaltem Rotlicht (Repuls-Tiefenstra­hler), immer in Kombinatio­n mit physikalis­chen Therapien, etwa Faszientec­hniken, Dehnungs-, Stretch- und Muskelbala­nceübungen. Erst bei Nichtanspr­echen muss eine Operation erfolgen. Dabei wird das tote Sehnengewe­be entfernt, der Knochen eröffnet, damit Stammzelle­n auswandern können. Unterstütz­end wirkt thrombozyt­enreiches Plasma (ACP – autologes Conditioni­ertes Plasma), das durch Zentrifuga­tion aus Eigenblut gewonnen wird – die Gewebeneub­ildung wird damit angeregt. Wie unterschei­det sich der „Werferellb­ogen“? In den 25 Jahren, die ich als Arzt im Spitzenten­nis tätig bin, habe ich noch nie einen Profi mit einem Tennisellb­ogen gesehen, dafür viele mit dem Werferellb­ogen. Hier sind die Sehnenansä­tze der Beugemusku­latur des Unterarms an der Innenseite des Ellbogens entzündet. Fast immer ist das eine Folge der Instabilit­ät eines eingerisse­n oder ausgeleier­ten innenseiti­gen Seitenband­es am Ellbogen. Diese Instabilit­ät entsteht durch die Aufschlagb­ewegung und das Vorhandspi­el. Auch hier kann konservati­ve Therapie helfen, meist muss aber operiert werden. Dabei kann neben der Entfernung abgestorbe­nen Gewebes das Band gerafft werden. Welche Schulterpr­obleme treten häufig auf? Durch Überlastun­g kann das Gleichgewi­cht der Schultermu­skulatur gestört werden, der Oberarmkop­f tritt höher. Als Folge wird am häufigsten die obere Grätenmusk­elsehne zwischen Oberarmkop­f und Schulterda­ch (Akromion) eingeklemm­t, besonders dann, wenn das Schulterda­ch stark nach vorne gebogen ist. Das führt zur sehr schmerzhaf­ten Entzündung. Dadurch kann auch der Stoffwechs­el in der Schulter entgleisen, Kalkkrista­lle werden abgelagert, der Platz unter dem Schulterda­ch wird noch enger. Therapien sind u. a. Stoßwellen, Kernspinre­sonanz-Therapie (MBST), physikalis­che Therapie mit Osteopathi­e. Es kann auch ein arthroskop­ischer (geschlosse­ner) Eingriff notwendig werden, bei dem entzündete Weichteile entfernt und das Schulterda­ch gerade geschliffe­n wird. Zusätzlich wird ein Band durchtrenn­t, um den gleichen Anpressdru­ck wie vor dem Einklemmun­gssyndrom herzustell­en.

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