Schön, schaurig, seltsam
Im Monat der Fotografie führen fünf thematische Wege in die Vielfalt der Wiener Foto-Szene
Es ist vielleicht das vielfältigste kreative Medium, gleichermaßen genutzt von Künstlern, Journalisten und ex per imenti er freudigenTechnikern. Die Bandbreite der Aktivitäten im Bereich der Fotografie darzustellen, ist seit 25 Jahren ein Anliegen des „Europäischen Monats der Fotografie“, einem der größten Foto-Events Europas. Wien fungiert heuer im November schon zum siebenten Mal als Austragungsort für Ausstellungen, Vorträge und die Vernetzung von Interessierten.
Angesichts von mehr als 150 Projekten ist es allerdings gar nicht so einfach, einen guten Einstiegspunkt in das dichte Programm zu finden. Erstmals bietet das Team von Eyes On – Monat der Fotografie Wien heuer daher fünf thematische Schwerpunkte an. Je nach Interessenslage lassen sich so Erkundungstouren zusammenstellen. Ein Überblick:
Grenzgänge
Einem aktuellen Thema ist der Schwerpunkt Thin Lines
and Borders geschuldet: Hier versammeln sich künstlerische und dokumentarische Projekte, in denen es um Flucht, Migration und Inklusion geht. Die Syrien-Krise wird dabei ebenso behandelt wie der durch Wanderarbeiter angetriebene Aufschwung der Vereinigten Arabischen Emirate.
Die Programmschiene Processing Photography wendet sich dagegen der Entstehungsweise von Fotos zu: Gerade im Zeitalter der Digitalisierung entdecken zahlreiche Künstlerinnen und Künstler analoge Techniken wieder, spüren dem Reiz von Fotolabors nach oder machen Fotografien aus vergangenen Zeiten zum Ausgangsmaterial ihrer Arbeit.
Die Fähigkeit von Fotos, Momente festzuhalten, bestimmt wiederum den Schwerpunkt Beyond Time: Eine Ausstellung zur Rolle der Fotografie im Wiener Aktionismus findet sich in dieser Sektion ebenso wie eine Schau, die das Erwachen der Schwulen-Bewegung im New York der 1970er-Jahre zum Inhalt hat.
Schön & Schräg
Eine nicht minder faszinierende Eigenschaft der Fotografie ist, Dinge, die man nicht vordergründig als „schön“klassifizieren würde, ansprechend erscheinen zu lassen. Unter dem Motto This Beast Called Beauty sind im Monat der Fotografie Wien Projekte zusammengefasst, die die ästhetische Kraft des Mediums ausloten: Historische und neue Aktfotografien sind in diesem Feld ebenso zu sehen wiekritische Auseinandersetzungen mit der Modefotografie und surreale Inszenierungen.
Fotografie war und ist auch stets ein Medium, um neue, ungeahnte Sichtweisen auf scheinbar Vertrautes auszuprobieren. Unter dem Motto Flash! Boom! Bang! versammeln sich bei Eyes On Projekte, die besonders ausgefallene Perspektiven wagen. Die absurd-witzigen Katzenfotos des in Wien lebenden Fotografen Daniel Gebhart de Koekkoek, mit denen das Festival auch auf Plakaten wirbt, werden in diesem Rahmen ebenso gezeigt wie Foto-Inszenierungen mit medizinischen Gerätschaften oder Bilder, die ursprünglich für die Plattform Instagram entstanden.
Entdeckungsreise
Zahlreiche etablierte Museen und Foto-Institutionen wirken mit ihren Ausstellungen bei dem Festival mit. Doch Eyes On ist auch eine Gelegenheit, kaum bekannte Orte in Wien neu zu entdecken. So manche Schau-Räume bleiben abseits des Festivals verborgen: Es gilt, den Augenblick zu nutzen.