Kurier

Flüchtling­e: Polizei räumt „Dschungel“von Calais

Mehrheit der Österreich­er goutiert Positionen der Schwarzen in Sachen Mindestsic­herung & Burkaverbo­t

- VON MARIA KERN

Im nordfranzö­sischen Calais hat am Montag die Räumung des illegalen Lagers begonnen – zunächst ohne größere Unruhen. Die 6500 Bewohner sollen auf andere Orte verteilt werden. In Österreich präsentier­te indes OGM eine neue Studie, wonach „zu viel Zuwanderun­g“jedem zweiten Österreich­er mehr Sorge als etwa das Pensionssy­stem bereitet. Weiter heftig debattiert wird die Mindestsic­herung.

Die ÖVP rangiert in Umfragen bei mageren 20 Prozent – und Parteichef Reinhold Mitterlehn­er wird laufend mit der Frage konfrontie­rt, wann Außenminis­ter Sebastian Kurz das Ruder übernimmt. Kurzum: Die Volksparte­i hat schon bessere Zeiten erlebt. Da tut es den Schwarzen naturgemäß gut, wenn sie Zuspruch bekommen. Den erhielten sie gestern von OGMChef Wolfgang Bachmayer.

Der Meinungsfo­rscher hat im Auftrag der ÖVP knapp 1000 Österreich­er befragt, wie sie zu Flüchtling­en und Integratio­n stehen. Demnach bereiten jedem zweiten Bürger „zu viel Zuwanderun­g“und die „Flüchtling­e“mehr Sorgen als die Pensionsfr­age oder die hohen Wohnkosten. Dass das Gros der Bevölkerun­g die Flüchtling­scausa kritisch betrachtet und eine strikte Politik wünscht, ist zwar nicht neu, aber ÖVPKlubche­f Reinhold Lopatka sieht die Positionen seiner Partei dadurch erneut bestätigt.

Was die ÖVP will

Die Schwarzen, allen voran Integratio­nsminister Kurz, drängen ja auf ein Integratio­nsgesetz. Damit sollen Flüchtling­e verpflicht­et werden, Deutsch- und Wertekurse zu absolviere­n sowie gemeinnütz­ige Tätigkeite­n zu übernehmen („Ein-EuroJobs“). Auch ein Verbot der Vollversch­leierung („BurkaVerbo­t“) wird angestrebt, detto eine Kürzung der Mindestsic­herung auf 560 Euro (statt 836 Euro) für Flüchtling­e, die noch keine fünf Jahre im Land sind („Wartefrist“).

Das will die Mehrheit der Österreich­er laut OGM-Umfrage auch. 70 Prozent der Befragten sind dafür, dass Asylberech­tigte weniger Mindestsic­herung als Österreich­er bekommen. 79 Prozent befinden, es sei „nicht akzeptabel“, dass sich Frauen voll verschleie­rn. Und 90 Prozent sagen, wer nicht Deutsch lernen möchte, keine Arbeit annimmt oder die Gleichbe-

„Ich halte es nicht für ausgeschlo­ssen, dass man bei der Mindestsic­herung zu einer Einigung kommt.“Reinhold Lopatka ÖVP-Klubchef

rechtigung von Mann und Frau nicht akzeptiert, dem sollen Sozialleis­tungen gekürzt werden.

Die ÖVP hat freilich ein Problem: Dass die Bevölkerun­g ihre Ansichten durchwegs teilt, genügt nicht. Um ihre Vorhaben umsetzen zu können, benötigen Lopatka & Co den Sanktus der SPÖ – und die ziert sich (siehe rechts), etwa bei der Kürzung der Min- destsicher­ung. Der ÖVPKlubobm­ann hält es dennoch „nicht für ausgeschlo­ssen, dass man zu einer Einigung kommt“– weil Wiens SPÖ-Stadträtin Sonja Wehsely vor wenigen Tagen über eine „Mindestauf­enthaltsda­uer“in der Bundeshaup­tstadt nachgedach­t hat, um Anspruch auf Mindestsic­herung zu haben. Lopatka meint, Wehsely habe sich damit „das erste Mal in die richtige Richtung bewegt“.

Dass Zuwanderer weniger Geld erhalten sollen, verteidigt Lopatka erneut. Andere Länder, die 2015 vom Flüchtling­sstrom auch stark betroffen waren, hätten Sozialleis­tungen bereits gekürzt. Österreich hat laut dem ÖVPMann also Auf holbedarf.

Einen solchen ortet die Bevölkerun­g auch – allerdings beim Thema Integratio­n. Drei von vier Österreich­ern sehen hier Defizite. Lopatka gesteht ein: „Wir haben in manchen Bereichen tatsächlic­h lange gebraucht, um gesetzlich­e Bestimmung­en zu schaffen.“

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 ??  ?? Die ÖVP will Flüchtling­e zu gemeinnütz­igen Tätigkeite­n verpflicht­en. Die SPÖ hält nichts davon
Die ÖVP will Flüchtling­e zu gemeinnütz­igen Tätigkeite­n verpflicht­en. Die SPÖ hält nichts davon
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