Kurier

Aufruf, die globale Welt zu gestalten

- MARGARETHA KOPEINIG

Wenn EU-Politiker internatio­nale Arbeitstei­lung nicht sehen, werden sie zu Getriebene­n der Globalisie­rung.

Das CETA-Desaster hat viele Ursachen: Nicht nur rebellisch­e Wallonen, Freihandel­sgegner, schlafende Regierungs­chefs oder die EU-Kommission. Bundeskanz­ler Christian Kern konstatier­t einen „Reformbeda­rf “und ist erschütter­t über den Zustand der EU. Das ist alles richtig. Aber wie weiter?

Wann legt ein Politiker endlich die Fakten auf den Tisch, erzählt die europäisch­e Geschichte, hält sich an vereinbart­e Verträge und Gesetze? Sexy ist das nicht, aber nötig, um das Klima nicht noch mehr zu vergiften.

Es gibt das Recht der EU-Kommission, Außenhande­lsverträge zu verhandeln („EU-only“), es gibt auch gemischte Verträge, die national ratifizier­t werden müssen. CETA wurde in letzter Minute ein gemischtes Abkommen, weil Politiker vor den CETA-Kritikern in die Knie gingen. Das Okay zum Mandat geben die Regierunge­n. Über Fortgang und Inhalt werden sie informiert, sie können Bedenken äußern und die Wähler bzw. die Parlamente in die Debatte einbeziehe­n. Über das Ergebnis eines Handelsver­trages entscheide­t das EU-Parlament. Das ist der Vorgang in einer transnatio­nalen Demokratie, wie sie die EU nun einmal ist. CETA zeigt, dass die Versuchung groß ist, Zusammenhä­nge zu simplifizi­eren, Lügen und Legenden freien Lauf zu lassen.

Wenn sich Politiker jetzt nach dem CETA-Debakel abputzen, von EU-Gegnern und Nationalis­ten treiben lassen, werden sie selbst zu Getriebene­n. Bürger erwarten Politiker, die erklären, was die internatio­nale Arbeitstei­lung bedeutet und welche Formen der Zusammenar­beit und Standards sie braucht (z. B. einen internatio

nalen Schiedsger­ichtshof). Wenn Politiker das nicht leisten, dürfen sie sich nicht wundern, wenn sie von den Gegnern der Globalisie­rung gefressen werden.

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