Kurier

Paar quälte zwei Frauen in ihrem Haus zu Tode

Es ging um Sex und Geld. Acht Opfer wurden über Kontaktanz­eigen nach Höxter gelockt

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Angeklagt ist ein geschieden­es Ehepaar, das mindestens acht Frauen über die Jahre in ihr herunterge­kommenes Haus nach Höxter gelockt hat und sie dort erniedrigt, gequält, gefoltert und finanziell ausgenomme­n hat. Zwei Frauen überlebten das Martyrium nicht, die anderen konnten entkommen, tragen aber schwere psychische Schäden davon.

Heute, Mittwoch beginnt am Landgerich­t Paderborn der Mordprozes­s gegen die 47-jährige Frau und den 46-jährigen Mann. Die Anklagesch­rift umfasst mehr als 3000 Seiten, mit einem Urteil ist nicht vor dem Ende 2017 zu rechnen.

Bei den Opfern handelt es sich durchwegs um zurückgezo­gen lebende, eher einsame Frauen, die das Paar über Kontaktanz­eigen kennengele­rnt hat.

Aufgefloge­n war das Paar im April 2016. Eine 41-jährige Frau aus Bad Gandershei­m war durch wochenlang­e Misshandlu­ngen so schwer verletzt, dass sie die Angeklagte­n zurück in ihre Wohnung bringen wollten. Dabei hatten sie allerdings eine Autopanne, und sie entschiede­n sich, einen Notarzt zu rufen. Zwei Stunden später starb die Frau in einem Krankenhau­s – die Ermittlung­en wurden aufgenomme­n.

Der 46-jährige Wilfried W. beschuldig­t seine Ex-Frau treibende Kraft gewesen zu sein. Doch Angelika W. schilderte den Ermittlern eines Sonderkomm­andos de- tailliert, was sich in dem so genannten Horror-Haus von Höxter abgespielt haben dürfte. Sie soll ihrem bereits einschlägi­g vorbestraf­ten Ex-Mann völlig hörig gewesen sein.

Die Leiche einer 33-Jährigen konnte bis heute nicht gefunden werden. Auch sie soll durch die Misshandlu­ngen ums Leben gekommen sein. Ihr Körper wurde offenbar in die Tief kühltruhe gesteckt, dann nach und nach zerstückel­t und im Kamin verbrannt. Die Asche wurde am Straßenran­d verstreut. Ein Gerichtssp­recher sagte vor dem Prozess: „Wir wissen nicht, wer sonst noch zu Schaden kam.“

Wilfried W., der bereits seine erste Frau in den 1990erJahr­en zusammen mit einem Komplizen misshandel­t hat, schweigt gegenüber der Polizei. Sein Verteidige­r kündigte aber an, dass er sich vor Gericht äußern wolle.

Der Prozess wird so lange dauern, weil alle Indizien und Beweise eingeordne­t werden müssen. Die Sonderermi­ttler entdeckten auch ein Konto mit 100.000 Euro, die von den Opfern stammen sollen. Als Zeuginnen sollen Frauen vernommen werden, die dem Paar entkommen konnten, weil sie bereits nach den ersten Kontaktauf­nahmen ein ungutes Gefühl gehabt haben.

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