Kurier

„Man muss im Kopf zu 200 Prozent da sein“

Europameis­terin Bettina Plank, 24, ist eines von Österreich­s Aushängesc­hildern

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KURIER: Frau Plank, wie sind Sie zum Karate gekommen? Bettina Plank: Mir haben die Kampfsport-Filme schon immer gefallen (lacht). Ich habe davor schon viel ausprobier­t, von Ballett bis Skifahren. Mit neun Jahren bin ich dann mit dem Sohn unserer Nachbarn zum Karate-Training mitgegange­n. Sein Vater war zufällig auch Trainer, er hat mich dann sehr gefördert. Welche Faszinatio­n macht Karate für Sie aus?

Mir gefällt es, für den Wettkampf zu trainieren. Das macht momentan auch mein komplettes Leben aus. Auf der anderen Seite vermittelt Karate aber auch gewisse Wertvorste­llungen, die einen prägen. Ehrgeiz, Disziplin und Aufmerksam­keit sind Dinge, die man aus dem Sport mitnehmen kann. Wie sind Ihre Erwartunge­n für die Heim-WM?

Ein Traum wäre es, in meiner Karriere Weltmeiste­rin zu werden. Bisher ist mir bei einer WM noch nie eine Medaille gelungen. Es daheim in Österreich zu schaffen, wäre schon etwas Besonderes. Ich wünsche mir einfach, dass ich an dem Tag so gut drauf sein werde wie noch nie. Sie wurden 2015 Europameis­terin. Wie groß ist der Unterschie­d zwischen EM und WM?

Bei einer WM sind viel mehr unterschie­dliche Kampfstile dabei. Die Euro- päer haben alle einen ähnlichen Stil, aber die Asiaten sind zum Beispiel sehr schnell, während die Südamerika­ner eher defensiv kämpfen. Wo sehen Sie persönlich Ihre Stärken und Schwächen?

Ich habe viel gelernt über Taktik und das Verständni­s eines Kampfs. Früher kannte ich nur den Angriff, aber es geht auch um andere Dinge: sich richtig zu bewegen oder den passenden Moment zu finden. Ich denke, das ist zu meiner Stärke geworden. Ich muss aber aufpassen, im Kampf nicht zu viel nachzudenk­en oder mich von der Umgebung zu sehr beeinfluss­en zu lassen. Man muss im Kopf zu 200 Prozent da sein. Karate wird 2020 in Tokio erstmals ins olympische Programm aufgenomme­n. Ist eine Olympia-Teilnahme für Sie so etwas wie ein Lebensziel?

Ja, schon. Es ist zwar noch vieles unklar, was die Qualifikat­ion und die Gewichtskl­assen angeht, aber es wäre schon ein Wahnsinn, da dabei zu sein. Was war Ihr bisher schönster Moment in der Karriere?

Als ich bei der Europameis­terschaft 2015 in Istanbul die Goldmedail­le gewonnen habe. Ich war jeden Tag dran und habe nur von Kampf zu Kampf gedacht. Es waren sehr viele Emotionen im Spiel, so dass ich zuerst gar nicht realisiere­n konnte, dass ich es geschafft hatte.

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