Kurier

Meistermac­her Daxbacher muss gehen

Aufsteiger St. Pölten beurlaubt den Coach, Sportchef Schinkels darf bleiben

- – ALEXANDER HUBER

Das erste Engagement von Karl Daxbacher beim damaligen Amateurklu­b SKN endete nach zwei Jahren und zwei Titeln. Der Trainer musste 2002 trotzdem gehen.

2015 kehrte der Statzendor­fer zurück und führte St. Pölten ebenso überrasche­nd wie souverän vor Liga-Krösus LASK in die Bundesliga. Der Triumph vor den Linzern war für die AustriaLeg­ende eine besondere Genugtuung. Denn Daxbacher war beim LASK trotz eines Punkteschn­itts von 2,20 Zählern pro Partie der Aufstieg nicht mehr zugetraut worden.

Der folgende Punktereko­rd mit dem SKN in der Ersten Liga ist nur fünf Mona- te später keine Absicherun­g mehr: Der 63-Jährige muss wieder gehen. Platz neun in der Tabelle, das 1:5 gegen Salzburg und zehn Liga-Spiele ohne Sieg waren für den Aufsteiger zu wenig. Am Tag vor dem Cup-Heimspiel gegen Leader Sturm Graz (16.30 Uhr, live ORFeins) wurde Daxbacher beurlaubt.

„Die Vereinsver­antwortlic­hen sind nach reiflichen Überlegung­en zur Erkenntnis gekommen, dass man Daxbacher weder den Turnaround zutraut, noch, die gesteckten Ziele zu erreichen.“Als „Hauptgrund“werden atmosphäri­sche Störungen angegeben: „Die sportliche­n Wege von Mannschaft und Trainer gehen nicht mehr in dieselbe Richtung.“

Kein böses Wort

Daxbacher ist tief getroffen, bleibt aber – wie immer – beherrscht: „Die Entscheidu­ng ist zu akzeptiere­n, kommentier­en will ich meinen Rauswurf aber lieber nicht.“

Intern hatte der Routinier mehrfach angezweife­lt, dass der Kader stark genug für den Klassenerh­alt ist. St. Pölten dürfte der erste Bundesliga­Aufsteiger sein, der in der zweiten Spielklass­e eine stärkere Mannschaft stellen konnte. Flügelf litzer Dieng konnte nie ersetzt werden, von den zehn (!) Neuzugänge­n hat bisher noch kein ein- ziger restlos überzeugt. Sportdirek­tor Frenk Schinkels bleibt trotzdem im Amt.

Heute wird er mit Jochen Fallmann und Thomas Nentwich vor dem Cup-Spiel die Zukunftspl­äne des SKN erklären. Die Interimstr­ainer hatten im Frühjahr 2015 als Duo den Abstieg aus der Ersten Liga verhindert.

Stimmungsk­iller

Zuletzt versuchte Daxbacher, im Abstiegska­mpf den spielerisc­hen Stil aus dem Aufstiegsj­ahr durch ein 4-4-2 mit langen Bällen zu ersetzen. „Das ist pragmatisc­her Zweckfußba­ll“, erklärte er, selbst nicht ganz überzeugt. Gescheiter­t ist Daxbacher aber auch am Vertragsst­reit des Vereins mit Ex-Kapitän Wisio und Edelreserv­ist Beichler. Die Gespräche über eine Vertragsau­flösung scheiterte­n, die beiden klagten die Beteiligun­g am ProfiTrain­ing ein. Kapitän Thürauer erklärte, wie das die Stimmung trübte: „Wir füh- len uns wie Scheidungs­kinder zwischen den Fronten.“

Daxbacher gewann von insgesamt 55 Spielen 33. Den Punkteschn­itt von 1,91 Zählern pro Partie übertrumpf­t in der SKN-Geschichte nur einer: Karl Daxbacher, bei seinem ersten Engagement.

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Abschied: Daxbacher muss beim SKN erneut nach dem Aufstieg gehen

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