Kurier

Aus Neugier den Electroswi­ng erfunden

Am 7. Dezember tritt Parov Stelar zum KURIER-Konzert in der Wiener Stadthalle an

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

Nach dem Erfolg seines jüngsten Albums kommt Marcus Füreder, der Mann hinter Parov Stelar, heuer noch einmal nach Wien. Vor dem Stadthalle­n-Konzert spricht er im KURIERInte­rview über den Erfolg in den USA, Robbie Williams und die Entstehung von Electroswi­ng. KURIER: Sie arbeiten an einem Parov-Stelar-Album, das im Frühjahr erscheinen wird. Gibt es darauf in der Stadthalle einen Vorgeschma­ck? Marcus Füreder: Ich versuche ja ständig, unseren Live-Act upzudaten. Nächstes Jahr wird es eine ziemlich große Umstellung geben, aber das erste Faceliftin­g der Show in diese Richtung wird man in der Stadthalle schon sehen können. Es werden sicher einige neue Songs zu hören sein. Wird sich der Sound ändern?

Es wird ein bisschen weniger Electro-Swing geben. Denn ich habe zu diesem Thema schon alles gesagt. Ich spiele mich gerade mehr mit elektronis­cheren, Disco- und Soul-Sachen. Das macht mir mehr Spaß – obwohl Electro-Swing natürlich nach wie vor Bestandtei­l der Show sein wird. Sie arbeiten auch an einem Album mit dem Projekt Stelartron­ic. Wie unterschei­den sich diese beiden Acts? Parov Stelar wird immer die Sampling-Attitüde haben. Ich liebe es, alte Musik zu nehmen und in einen neuen Kontext zu setzen. Stelartron­ic kann viel elektronis­cher und kommerziel­ler sein. Und dabei findet man garantiert keine Samples. Daran liebe ich die Freiheiten, die ich mir dabei nehmen kann. Denn einerseits ist es wunderschö­n, dass das Parov-Stelar-Projekt so groß geworden ist. Aber wenn ich dabei etwas Neues probiere, schreien alle: ,Der alte Sound war besser!’ Mit Stelartron­ic bin ich völlig frei. Sie haben mit dem Electroswi­ng ein Genre kreiert. Wollten Sie damals bewusst etwas Neues schaffen? Wie so vieles im Leben ist das aus Zufall passiert. Mir ging es anfangs darum, zu verstehen, was Sampling ist. Deshalb habe ich es ausprobier­t und ganz unbedarft alte Swing-Platten gesampelt, was ich witzig fand. Nach dem ersten Song haben alle Vertriebe gesagt, du musst jetzt etwas anderes machen, weil das war zwar lustig, aber den Schmäh gab es jetzt schon. Ich habe aber gesagt, nein, mir taugt das immer noch, und hab weiter gemacht. Und plötzlich ist es ein Genre geworden. Sie haben auch mit Robbie Williams gearbeitet. War das für sein kommendes Album? Nein. Wir haben recht lange herum getan, aber ich hatte den Eindruck, dass die nicht so genau wussten, was sie wollen. Vor kurzem hat mir sein Songwriter­Partner Guy Chambers wieder geschriebe­n, dass sie einen Song hätten, wo sie un- bedingt wollen, dass ich daran weiter arbeite. Aber sie haben mir noch nichts geschickt. In Österreich kamen Parov Stelar später in die Medien als im Ausland. Hat Sie das gestört?

Natürlich hat mich das ein bisschen gewurmt. Wenn man so ein Projekt startet, braucht man Unterstütz­ung. Wir sind ja auch jetzt noch weit von einem Medienhype entfernt. Aber jetzt ist mir das ziemlich wurscht. So habe ich nämlich meine Ruhe. Denn eines weiß ich: Wenn du die Klappe groß aufreißt, musst du liefern. Und diesen Druck will ich nicht haben. Wenn du viel in den Medien bist, kann das so schnell kippen. In Österreich warten die Leute dann nur drauf, dass es dich wieder runterhaut. Sie waren heuer beim Coachella-Festival in Kalifornie­n. Wie war es in Amerika?

Wir hatten schon vor vielen Jahren in New York und L.A. Konzerte. Und voriges Jahr zwei Auftritte am Broadway in New York – in einer Halle mit 3000 Leuten, die zwei Mal hintereina­nder ausverkauf­t war. Das hat mich wahnsinnig gefreut, weil mir war klar: Das, was ich mir in Europa über zehn Jahre hart erarbeitet hatte, wo ich permanent unterwegs war, um mir die Fans zu erspielen, kann ich in den USA nicht noch einmal machen. Da bin ich tot. Aber offenbar haben wir auch über die Internet-Community eine große Fanbase. Und Coachella – ohnehin ein Ausnahme-Festival – war toll. Lenny Kravitz war bei uns auf der Bühne, hat sich vor meinen Bassisten gesetzt und uns genau zugeschaut. Und jetzt ist ein Konzert im Madison Square Garden in New York geplant!

Das Angebot gibt es, wir könnten jederzeit dort spielen. Nur bin ich schon zu alt, dass ich da gleich sage, super, ich muss jetzt sofort hin. Ich will zuerst lieber mein Album fertig machen. Ich f liege sowieso nicht gerne. Und ich habe Familie. Da mache ich lieber langsam und hab das deshalb auf Herbst verschoben.

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Explosiver Live-Act: Parov Stelar hat weltweit 700 Shows gespielt

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