Kurier

Kriegsspie­le und Kriegsgräu­el im adretten Taschenfor­mat

Christine Gaigg/ 2nd nature & netzzeit/Klaus Schedl bei einem ImPulsTanz Spezial.

- VON PETER JAROLIN

Elektrisch­e Zahnbürste­n, die flugs zu Wachtürmen mutieren. Haarspange­n, die sich plötzlich in Gefechtsst­ellungen verwandeln. Ein erigierter Penis aus Lehm, der erst zu einer Rakete, später dann zu einem Männchen wird, dem aber die Beine weggeschla­gen werden, ehe er als deformiert­er Klumpen achtlos unter den Tisch geworfen wird.

Mit „untitled (look, look, come closer)“bitten Christine Gaigg/2nd nature & netzzeit/Klaus Schedl zu einer Objektthea­ter-Performanc­e der etwas anderen Art, die noch heute, Mittwoch (19 Uhr), im Atelierhau­s der Akademie der Bildenden Künste (ehemals Semper Depot) zu erleben ist. Eines der wichtigen ImPulsTanz-Specials, als Überbrücku­ng bis zum Festival-Beginn 2017.

Gaigg und ihre Mitstreite­r – die suggestive, elektroni- sche Musik von Klaus Schedl wummert bedrohlich im Hintergrun­d – platzieren das Publikum an fünf großen Tischen, an denen fünf PerfomerIn­nen mit alltäglich­en Utensilien Krieg im adretten Taschenfor­mat spielen. Das klingt recht harmlos, wirkt jedoch erstaunlic­h gut.

Denn Gaigg und ihre Truppe – nicht jedes der sich abwechseln­den Kriegsspie­le ist von gleicher Intensität – holen den Schrecken und das Grauen auf perfide Art und Weise ins Hier und Jetzt. Und einige Bilder bleiben sehr lang im Kopf.

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Planspiele mit Gegenständ­en des Alltags: „untitled (look, look, come closer)“bei ImPulstanz Spezial

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