Der Finger in der Wunde
Eine Doku würdigt den britischen Filmemacher Ken Loach (80)
In ihrer Hommage an den schonungslosen wie feinfühligen Beobachter sozialer Missstände, die ARTE heute (21.55 Uhr) zeigt, kommt Regisseurin Louise Osmond dem Meister sehr nah. Sie zeigt ihn direkt bei der Arbeit – auch dann, wenn mal etwas nicht so klappt wie erhofft.
Den Finger in die Wunde zu legen gefällt natürlich nicht jedem. Und das bekam auch Loach in seiner rund 50jährigen Karriere oft zu spüren. In den 70er- und 80erJahren verschwanden manche Produktionen angesichts seiner sozialistischen Überzeugungen gar in den Archiven der und wurden nicht gesendet.
Später Anerkennung
Neben Produzenten und Schauspielern kommen in der 90-minütigen Dokumentation nicht zuletzt Loachs Familienmitglieder zu Wort und erzählen etwa von den schwierigen Jahren, vor al- lem in der Thatcher-Ära und der relativ späten Anerkennung in den 90ern.
Neben persönlichen Anekdoten, etwa seiner Vorliebe für Musicals, die seine Töchter preisgeben, lässt Osmond die Zuhörer auch an den dunkelsten Stunden seines Lebens teilhaben, als ein tödlicher Autounfall das Leben der Familie für immer veränderte.
Was macht die Arbeit von Ken Loach aus? Cillian Mur- phy, Hauptdarsteller in dem Kriegsdrama „The Wind That Shakes the Barley“, für das Loach 2006 zum ersten Mal in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde (die zweite erhielt er im Mai 2016), beschreibt seine Eindrücke so: „Gegen Ende der Dreharbeiten hatte ich überhaupt nicht mehr das Gefühl, etwas darzustellen. Es war völlig authentisch, wirklich und echt, und zwar weil Ken genau das wollte.“