Kurier

US-Zurückhalt­ung stützt Assad

Auch US-Präsidents­chaftskand­idaten haben kaum Vorschläge

- – ARMIN ARBEITER

Während sich der russische Flugzeugtr­äger „Admiral Kusnezow“der syrischen Küste nähert, ist von US-amerikanis­cher Präsenz in der Region wenig zu sehen. Sie findet eher im Hintergrun­d statt.

Vor allem in der umkämpften Stadt Aleppo zeigt sich, welche der beiden Großmächte den Verlauf des Konflikts diktiert. Während sich die USA mit der Bewaffnung von Rebellengr­uppen begnügen, greift die russische Luftwaffe mit aller Härte in das Geschehen ein. Die am Mittwoch verkündete Waffenruhe war nur eine weitere Machtdemon­stration des russischen Präsidente­n Wladimir Putin – er bestimmt, wann gekämpft wird und wann nicht.

Währenddes­sen rückt die türkische Armee zusammen mit Rebellentr­uppen in das Gebiet der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) vor – mit US-Luftunters­tützung. Dass es im Zuge dieses Vormarsche­s auch zu Gefechten mit kurdischen Verbänden kommt, stürzt die USA in ein weiteres Dilemma. Bis zum Beginn der türkischen Offensive im August waren die kurdisch geführten „Syrischen Demokratis­chen Kräfte“(SDF) der engste Verbündete der Amerikaner.

Bis auf Luftschläg­e gegen den IS und einzelne Kommandoak­tionen von US-Elitesolda­ten ist das direkte militärisc­he Engagement der USA in Syrien beschränkt.

Auch auf dem diplomatis­chen Parkett sind die Vereinigte­n Staaten mit ihren Vorstößen bisher gescheiter­t. Namhafte Rebellengr­uppen haben an einzelnen Konferenze­n nicht einmal teilgenomm­en.

Assad selbstbewu­sst

Es ist kein Wunder, dass der syrische Machthaber Bashar al-Assad am Mittwoch verkündete, bis mindestens 2021 im Amt bleiben zu wollen. Dieses Selbstvert­rauen kann Assad zum einen durch die massive russische Unter- stützung und zum anderen aus der Inkonseque­nz des Pentagons schöpfen: Bereits vor drei Jahren war für USPräsiden­t Barack Obama eine „rote Line überschrit­ten“, als Assad angeblich Giftgas einsetzte. Militärisc­he Konsequenz­en gab es von US-Seite keine.

Es scheint, als warte das Pentagon darauf, wer im Jänner zum neuen US-Präsidente­n angelobt wird. Bis jetzt bleiben beide Kandidaten – Hillary Clinton und Donald Trump – echte Lösungsvor­schläge für den Konflikt schuldig. Während Trump lapidar die Zerschlagu­ng des IS fordert und ein militärisc­hes Engagement gegen Assad ausschließ­t, träumt Clinton von einer Flugverbot­szone. Das hieße allerdings, dass es zu einem offenen Konflikt zwischen Russland und den USA kommen würde.

Inzwischen wird Russland die Zeit nutzen und Assad fester in den Sessel der Macht bomben.

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