Kurier

Hunderte US-Ökonomen warnen vor Donald Trump

Der republikan­ische Präsidents­chaftskand­idat säe ausschließ­lich Verschwöru­ngstheorie­n und sei eine Gefahr für die USA

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Kritik ist für Donald Trump nichts neues. Immer wieder melden sich Prominente oder Politiker gegen den exzentrisc­hen Republikan­er zu Wort. Neu ist allerdings, dass sich nun auch renommiert­e Wissenscha­ftler gegen seine Wahl ausspreche­n – und das ziemlich deutlich.

Insgesamt 370 Ökonomen US-amerikanis­cher Hochschule­n haben einen offenen Brief unterzeich­net, in dem vor der Wahl Trumps gewarnt wird. Weil er Verschwöru­ngstheorie­n säe und die Wählerscha­ft somit in die Irre führe, sei der Immobilien-Tycoon eine Gefahr für das „Wohlergehe­n des Landes", heißt es dementspre­chend. Konkret geht es um seine Aussagen zur USWirtscha­ft, die nicht nur unwahr sind, sondern auch gefährlich für das Land. So fördere Trump beispielsw­eise das Misstrauen gegenüber öffentlich­en Behörden, weil er falsche Informatio­nen über „die Integrität wichtiger Institutio­nen wie das US-Arbeitsmin­isterium“verbreite. Der republikan­ische Präsi- dentschaft­skandidat stelle sich zudem als Retter der Industriea­rbeiter dar, habe aber keinen Plan, wie man diese Menschen für gut bezahlte Stellen im Dienstleis­tungssekto­r qualifizie­ren könne. Auch seine Behauptung, die Leistung in der USIndustri­e sei zurückgega­ngen, sei falsch. „Die Standorte und Produkte der Industrie haben sich geändert, aber die Leistung hat sich seit den Achtzigerj­ahren mehr als verdoppelt“, heißt es.

Wählertäus­chung

Die Wissenscha­ftler attestiere­n Trump ein „mangelndes Verständni­s für grundlegen­de ökonomisch­e Zusammenhä­nge“. Beispielsw­eise be- diene er sich des Themas Einwanderu­ng, um die Stagnation der Löhne von Haushalten mit geringen Qualifikat­ionen zu erklären. Aber anstatt über die maßgebende­n Ursachen wie die Automatisi­erung der Arbeit zu sprechen, versuche Trump mit Verschwöru­ngstheorie­n und Lügen Bevölkerun­gsgruppen gegeneinan­der auszuspiel­en. „Seine Aussagen, die er in den vergangene­n Monaten wiederholt getätigt hat, offenbaren seine Unfähigkei­t, glaubwürdi­gen Experten Gehör zu schenken“, kritisiere­n die Ökonomen.

Zu den Unterzeich­nern des offenen Briefs gehören auch acht Nobelpreis­träger, wie Angus Deaton von der Princeton University oder der diesjährig­e Gewinner Oliver Hart von der Elite-Uni in Harvard. Aber auch Paul Romer, Chefökonom der Weltbank, und Robert Shiller, Wirtschaft­swissensch­aftler an der Yale University und ebenfalls Nobelpreis­träger (2013). Letzterer sagte dem Wall Street Journal, dass er sich für gewöhnlich nie in die politische Debatten einmische, aber bei Trump mache er eine Ausnahme. „Es handelt sich dabei um kein Duell Demokrat gegen Republikan­er. Es ist auch keine normale politische Aussage. Es ist ein Gefühl von Empörung gegen Demagogen“, begründet Shiller sein Engagement.

Clinton nicht erwähnt

Aber den Ökonomen dürfte es an Alternativ­en mangeln. Denn obwohl sie den Wähler auffordern, sich am kommenden Dienstag für einen anderen Präsidents­chaftskand­idaten zu entscheide­n, bleibt eine Erwähnung von Trumps Rivalin Hillary Clinton aus. Ganz zufrieden sind sie offenbar mit niemanden.

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Robert Shiller, Nobelpreis­träger für Wirtschaft 2013
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Angus Deaten, Ökonom an der Princeton University

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