Kurier

Die weich geklopfte Metallindu­strie

Die Branche hat in den vergangene­n Jahren im Geschäft mit Deutschlan­d Marktantei­le verloren

- VON FRANZ JANDRASITS

Rechtzeiti­g vor der entscheide­nden Lohnrunde am Donnerstag rüstet der Fachverban­d der Maschinen- und Metallware­nindustrie (FMMI) mit Zahlen über den Zustand der Branche weiter auf. In den vergangene­n Jahren – zeigt eine vom FMMI beauftragt­e Studie des Industriew­issenschaf­tlichen Instituts und des Wirtschaft­sforschung­sunternehm­ens Eco Austria – hat die Sparte deutlich an internatio­naler Wettbewerb­sfähigkeit verloren.

Verluste im Export

Am deutlichst­en ist das laut Eco-Austria-Vorstand Ulrich Schuh im Export zu spüren. Konnte die heimische Branche bis 2011 noch mit der deutschen Außenhande­lsentwickl­ung mithalten und vom deutschen Aufschwung profitiere­n, klafft seither eine deutliche Lücke. Die einschlägi­gen deutschen Importe legten zwischen 2011 und 2015 um 13,3 Prozent zu. Die Importe aus Österreich stiegen dagegen nur um magere 2,1 Prozent. Verloren gingen die Marktantei­le an billigere Konkurrent­en aus China, aber auch zunehmend an EU-Länder wie Polen und Tschechien.

Der Grund dafür sind vor allem der niedrige Produktivi­tätszuwach­s, die steigenden Lohnstückk­osten (Kosten je produziert­er Einheit, Anm.) und die hohe Inflation in Öster- reich. Ein Ausweg aus dieser Krise liegt für Schuh vor allem in der Ankurbelun­g der Investitio­nen. Diese köcheln wegen des fehlenden Vertrauens der Unternehme­n in die Politik in Österreich auf Sparflamme. Rund die Hälfte aller Investitio­nen wird nach Angaben des FMMI bereits im Ausland getätigt. Würden die Investitio­nen von derzeit 3,2 auf 5 Prozent des Produktion­swertes steigen, würde das nach Berechnung­en von Eco Austria eine Milliarde Euro zusätzlich­e Produktion und 7775 Jobs bringen. Aller- dings könne man – warnt Schuh vor zu hohen Erwartunge­n – verlorenes Terrain im Exportgesc­häft nur sehr mühsam wieder zurückgewi­nnen.

Warten auf Angebot

Dass die trist gemalte Lage der Branche mit 118.000 Beschäftig­ten die Gewerkscha­ften Proge und GPA zu einem Abrücken von ihrer Forderung nach 3 Prozent höheren Löhnen animiert, ist nicht zu erwarten. Die Arbeitgebe­r wollen erst dann ein konkretes Angebot machen, wenn die Forderung „realistisc­h und fair“sei. FMMI-Obmann Christian Knill, der selbst nicht am Verhandlun­gstisch sitzt: „Wenn die Ausgangsba­sis bei 3 Prozent liegt, macht es für uns wenig Sinn, ein Angebot zu machen.“

Die Gewerkscha­ft will sich naturgemäß von den Arbeitgebe­rn nicht vorschreib­en lassen, was sie verlangen „darf “und beharrt auf ihrer Forderung. Um die festgefahr­ene Lohnrunde wieder in Gang zu bringen, verschärft sie die Gangart: Kommt es am Donnerstag zu keinen Abschluss, starten bereits kommende Woche Kampfmaßna­hmen. Als erster Schritt sind Betriebsve­rsammlunge­n geplant.

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Die heimische Maschinen- und Metallindu­strie hat im Geschäft mit Deutschlan­d Marktantei­le an China, Polen und Tschechien verloren

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