Wenn Promis die Welt retten wollen
Leo DiCaprio hat eine neue Umweltdoku gedreht – er ist einer von vielen Stars, die sich engagieren
Den freudigsten Moment seiner Karriere widmete Leonardo DiCaprio einem ernsten Thema: dem Klimawandel. Als er im Februar nach fünf erfolglosen Nominierungen endlich den Oscar entgegennahm, sprach er darüber, wie schwierig es gewesen sei, Drehorte für den Film „The Revenant“zu finden. Regisseur Iñárritu musste mit seinem Team bis ins südlichste Argentinien reisen, um Szenen in eisigen Landschaften zu drehen – die Schneeschmelze in Kanada war bereits zu weit fortgeschritten.
Die ungewöhnliche Dankesrede war eines von vielen Zeichen, die der 42-jährige Schauspieler in den vergangenen Jahren für die Umwelt gesetzt hat: Mit gerade einmal 24 Jahren gründete er 1998 die Leonardo DiCaprio Foundation, die sich gegen die globale Erwärmung einsetzt. Seitdem gilt er als einer der engagiertesten Stars im oberflächlichen Hollywood, hält Reden vor den Vereinten Nationen und fährt grundsätzlich im Elektroauto zur Filmpremiere. Seine Botschaft: Der Klimawandel ist real, und er passiert jetzt.
Um diese weiter zu verbreiten, hat DiCaprio nun einen Dokumentarfilm gedreht. Für „Before the Flood“(„Vor der Sintf lut“) reiste er zwei Jahre lang um die Erde, dokumentierte die Folgen der globalen Erwärmung und sprach mit Persönlichkeiten wie Barack Obama und Papst Franziskus. National Geographic erachtet den Film als so wertvoll, dass er bis 6. November kostenfrei im Netz zu sehen ist (auch auf kurier.at/leben). „Es gibt keine größere Gefahr für die Zukunft als den Klimawandel“, sagt DiCaprio – und das sollen möglichst viele Menschen mitbekommen.
Authentizität
Leo DiCaprio mag mit seinem grünen Engagement ein Vorreiter sein – alleine ist er aber nicht. Stars wie Christian Bale, Arnold Schwarzenegger, Gisele Bündchen oder Sigourney Weaver nutzen ih- ren bekannten Namen auf verschiedenste Weise, um auf die Zerstörung der Umwelt aufmerksam zu machen. Karl Schellmann, Leiter der Klima- und Energieabteilung des Umweltverbands WWF, sieht den Öko-Einsatz der Superstars positiv. „Wir brauchen große Veränderungen, sonst wird die Welt zugrunde gehen. Solche Veränderungen beginnen immer im Kopf. Leute mit einem hohen öffentlichen Ansehen können dazu beitragen, diese Themen in die Köpfe der Menschen zu bringen“, sagt er.
Wichtig sei dabei nur eines: Glaubwürdigkeit. „Man merkt, wenn sich jemand über längere Zeit engagiert und konkrete Dinge unter- nimmt. Jemand, der sehr authentisch und inhaltlich kompetent ist, ist etwa der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore.“Oder eben Supermodel Bündchen, die bei der Produktion ihrer Flip-Flop-Kollektion „Ipanema“keinen Gummi aus dem Regenwald verwendet und eine Initiative für sauberes Wasser ins Leben gerufen hat.
Anderen nimmt man den Öko-Einsatz weniger ab: Wie etwa Paris Hilton, die rechtzeitig zum „Earth Day“publikumswirksam verkündete, ein Hybridauto zu fahren – „obwohl es hässlich ist“. Dass manche Stars Umweltschutz für PR-Zwecke missbrauchen, nimmt Karl Schellmann gelassen. „Ich bin froh, dass Ökobewusstsein zum Trendthema wurde. In den vergangenen 15 Jahren hat sich sehr viel getan. Ich weiß noch, wie alle gesagt haben, dieses Thema ist zu weit weg, das geht uns nichts an. Langsam wird Umweltschutz zum politischen Mainstream.“
Aber eben nur langsam. US-Präsidentschaftskandidat Trump bezeichnete den Klimawandel öffentlich als „Schwindel“. DiCaprio reagierte prompt – ohne den Republikaner beim Namen zu nennen: „Wer nicht an den Klimawandel glaubt, sollte kein öffentliches Amt bekleiden dürfen“, sagte er. Es ist also kein Zufall, dass „Before the Flood“kurz vor der US-Präsidenten-Wahl erschienen ist.