Es spukt eine Holding für die Bundesmuseen herum
Reformpläne. Kaum Kandidaten für KHM-Leitung
Vielleicht erinnern Sie sich noch: 2007 erstellten Sabine Breitwieser, Martin Fritz und Dieter Bogner im Auftrag der damaligen Kulturministerin Claudia Schmied ein „Grundsatzpapier“für eine Reform der Bundesmuseen. Es gab etliche öffentliche Diskussionsrunden – und eine respektable Erwartungshaltung. Umgesetzt wurden die Vorschläge aber nicht.
Thomas Drozda, der neue Kulturminister, startete unlängst einen weiteren Versuch: Er betraute Sektionschefin Andrea Ecker und Edelbert Köb, den ehemaligen Direktor des Mumok, mit der Erstellung eines „Weißbuchs zur strukturellen Reform der Bundesmuseen“. Als erster Schritt wurde eine Kommission gebildet; ihr gehören Wolfgang Muchitsch (Alleingeschäftsführer des Landesmuseums Joanneum), Danielle Spera (Direktorin des Jüdischen Museums Wien), Herwig Kempin
(Präsident der Secession), der ehemalige Volksanwalt Peter Kostelka (SPÖ) und die Theoretikerin Betti
Habsburg-Lothringen an. Hinzu kam noch mit Alexander Horwath, dem scheidenden Direktor des Filmmuseums, der von Drozda gewünschte „Querdenker“.
Ende Jänner 2017 soll das „Weißbuch“vorliegen. An einer Debatte bis zur Veröffentlichung sei er, sagte Drozda bei einer Pressekonferenz Mitte Oktober, nicht interessiert. Dieses Prozedere fördert natürlich Gerüchte. Man hört zum Beispiel, dass die Kommission über die Etablierung einer Holding für die Bundesmuseen nachdenke. Und die Direktoren äußern vorsorglich grobe Bedenken. Denn der Bundestheaterholding war die Misswirtschaft im Burgtheater jahrelang nicht aufgefallen. Wozu also eine übergeordnete Instanz? Nur um eine verdienstvolle Persönlichkeit mit der Leitung zu betrauen?
Gerne genannt wird Paul Frey, Geschäftsführer des Kunsthistorischen Museums. Denn dessen bis zum April 2017 laufender Vertrag wurde bisher nicht verlängert.
Drozda ließ bekanntlich die wissenschaftliche und die kaufmännische Geschäftsführung für das Belvedere ausschreiben. Die Einreichfrist war der 12. September, tags darauf gab das Ministerium die Zahl der Interessenten bekannt, am 17. Oktober wurden Stella Rollig und Wolfgang Bergmann, der soeben seinen zweiten Roman veröffentlichte, designiert.
Parallel dazu lief die Ausschreibung für die kaufmännische Geschäftsführung des KHM. Bewerbungen waren bis 19. September einzureichen. Im Gegensatz zum Belvedere wurde die Zahl der Bewerbungen aber nicht veröffentlicht. Und das Prozedere war bis dato kein Thema – auch nicht in den Medien. Möglicherweise nimmt ohnedies jeder an, dass Frey, seit April 2007 Geschäftsführer, im Amt bestätigt wird.
Eine Nachfrage im Ministerium untermauert dies. Denn wiewohl der KHMKonzern (samt Theater- und Weltmuseum) das mit Abstand größte Bundesmuseum ist, gingen nur 16 Bewerbungen ein ( je zwölf aus dem Inland und von Männern). Für die kaufmännische Geschäftsführung des weit kleineren Belvedere hingegen hatten drei Mal so viele Personen, genau genommen 51, Interesse bekundet.
Das Gerücht, Drozda wolle mit der Entscheidung zuwarten, bis die Holding konkret ist, dürfte aber falsch sein: Das Büro des Ministers kündigt die Bekanntgabe gegenüber dem KURIER noch für November an.
thomas.trenkler@kurier.at