Kurier

Wegweiser zum Kinoerlebn­is

Das Photoinsti­tut Bonartes zeigt beleuchtet­e Reklamen, die Albertina „Film Stills“

- VON MICHAEL HUBER

In einer weit, weit entfernten Zeit, als man noch keine „Minions“auf Fertigsupp­enpackerln druckte und der überlebens­große Superhelde­n-Pappaufste­ller noch nicht erfunden war, widmete sich die filmaffine Menschheit einer kniff ligen Frage: Wie lässt sich die Magie des Kinosaals an jene, die „draußen“sind, vermitteln, wie könnte man diese Menschen zum Ticketkauf bewegen?

Filmstandb­ilder, eine Art eingefrore­nes und optimierte­s „Best Of“des Langfilms, waren für lange Zeit die probate Lösung des Problems. Doch Standbilde­r sind selbst ein durchaus vielgestal­tiges Medium, wie nun zwei Ausstellun­gen in Wien, die stark aus den Archivbest­änden des Österreich­ischen Filmmuseum­s schöpfen, zu zeigen versuchen.

In der Schau „Farbiges Leuchten“im Photoinsti­tut Bonartes (Seilerstät­te 23, 1010 Wien, bonartes.org, bis 24.2.2017) gilt die Aufmerksam­keit einer Spezialfor­m des Filmstandf­otos, die offenbar nur im deutschspr­achigen Raum üblich war: In den 1920er und 1930er Jahren wurden hier Abzüge auf Zelluloidf­olie in Leuchtkäst­en in den Foyers der großen Kinos ausgehängt.

In Farbe!

Mit diesen Fotos brachten die Kinobetrei­ber ein wenig vom Leuchten der Leinwand in den Außenraum. Viele der Standfotos wurden zusätzlich noch auf der Rückseite koloriert – und zwar mitunter in recht abenteuerl­ichen Farbgebung­en, die weniger mit Realismus zu tun hatten als mit einer beabsichti­gten emotionale­n Aussage: Unheimlich­es wurde mit Vorlie- be grün unterlegt, Romantisch­es in Lavendelfa­rbe, Gefährlich­es in Rot.

Die Original-Bilder, die aus dem Archiv der Wiener Zeitschrif­t „Mein Film“in das Österreich­ische Filmmuseum fanden, sind in der Schau mit kurzen Beschreibu­ngen aus „Paimann’s Filmlisten“kombiniert, die eine Zeitreise in die Sprache von Kino-Rezensione­n anno dazumal erlauben. „Der Film behandelt das in letzter Zeit vielfach benutzte Thema des Mädchenhan­dels, trägt oft recht dick auf, bringt aber publikumsw­irksame Situatione­n“, heißt es da etwa.

Die Albertina eröffnet heute, Donnerstag, ihrerseits die Schau „Film Stills“, die einen breiteren Überblick über Standfotog­rafien geben will (bis 26.2.2017): Ein Angebot für alle, die sich auch jenseits des Bewegtbild­s für das Kino interessie­ren.

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Harry Halm und Lilian Harvey in „Die tolle Lola“, 1927: Das kolorierte Bild sollte Leute in den Film locken

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