Wegweiser zum Kinoerlebnis
Das Photoinstitut Bonartes zeigt beleuchtete Reklamen, die Albertina „Film Stills“
In einer weit, weit entfernten Zeit, als man noch keine „Minions“auf Fertigsuppenpackerln druckte und der überlebensgroße Superhelden-Pappaufsteller noch nicht erfunden war, widmete sich die filmaffine Menschheit einer kniff ligen Frage: Wie lässt sich die Magie des Kinosaals an jene, die „draußen“sind, vermitteln, wie könnte man diese Menschen zum Ticketkauf bewegen?
Filmstandbilder, eine Art eingefrorenes und optimiertes „Best Of“des Langfilms, waren für lange Zeit die probate Lösung des Problems. Doch Standbilder sind selbst ein durchaus vielgestaltiges Medium, wie nun zwei Ausstellungen in Wien, die stark aus den Archivbeständen des Österreichischen Filmmuseums schöpfen, zu zeigen versuchen.
In der Schau „Farbiges Leuchten“im Photoinstitut Bonartes (Seilerstätte 23, 1010 Wien, bonartes.org, bis 24.2.2017) gilt die Aufmerksamkeit einer Spezialform des Filmstandfotos, die offenbar nur im deutschsprachigen Raum üblich war: In den 1920er und 1930er Jahren wurden hier Abzüge auf Zelluloidfolie in Leuchtkästen in den Foyers der großen Kinos ausgehängt.
In Farbe!
Mit diesen Fotos brachten die Kinobetreiber ein wenig vom Leuchten der Leinwand in den Außenraum. Viele der Standfotos wurden zusätzlich noch auf der Rückseite koloriert – und zwar mitunter in recht abenteuerlichen Farbgebungen, die weniger mit Realismus zu tun hatten als mit einer beabsichtigten emotionalen Aussage: Unheimliches wurde mit Vorlie- be grün unterlegt, Romantisches in Lavendelfarbe, Gefährliches in Rot.
Die Original-Bilder, die aus dem Archiv der Wiener Zeitschrift „Mein Film“in das Österreichische Filmmuseum fanden, sind in der Schau mit kurzen Beschreibungen aus „Paimann’s Filmlisten“kombiniert, die eine Zeitreise in die Sprache von Kino-Rezensionen anno dazumal erlauben. „Der Film behandelt das in letzter Zeit vielfach benutzte Thema des Mädchenhandels, trägt oft recht dick auf, bringt aber publikumswirksame Situationen“, heißt es da etwa.
Die Albertina eröffnet heute, Donnerstag, ihrerseits die Schau „Film Stills“, die einen breiteren Überblick über Standfotografien geben will (bis 26.2.2017): Ein Angebot für alle, die sich auch jenseits des Bewegtbilds für das Kino interessieren.