Kurier

Wieso der Fingerabdr­uck nicht sicher ist

Biometrisc­he Merkmale als Identitäts­nachweis können leicht nachgemach­t werden

- VON BARBARA WIMMER

„Wer mich kennt, weiß: Ich mache schon seit einiger Zeit gerne Biometries­ysteme kaputt.“Der Hacker vom Chaos Computer Club (CCC), der unter dem Namen starbug auftritt, erklärte bei der „Privacy Week“-Konferenz in Wien, warum biometrisc­he Verfahren nicht so sicher sind, wie es im Allgemeine­n vermittelt wird. Das Problem mit dem Fingerabdr­uck, um sich zu identifizi­eren, ist folgendes: Man hinterläss­t Fingerabdr­ücke an vielen Orten, ohne es zu merken. Dem Chaos Computer Club gelang es etwa bereits im Jahr 2008 an den Fingerabdr­uck des damaligen Innenminis­ters Wolfgang Schäuble zu kommen. „Schäuble hatte ein Glas Wasser getrunken und es danach stehen lassen. Wir haben das Glas genommen, darauf die Fingerabdr­ücke sichtbar gemacht und danach veröffentl­icht“, erzählte starbug. Was vor acht Jahren mithilfe eines Wasserglas­es gemacht wurde, funktionie­rt mittlerwei­le mit einem herkömmlic­hen Foto. Der Fingerabdr­uck der deutschen Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen konnte 2014 gar schon mithilfe eines Fotos nachgemach­t werden, das bei einem öffentlich­en Auftritt geschossen wurde.

Duplikat anfertigen

Um eine funktionie­rende Fingerabdr­uck-Attrappe zu basteln, sei nicht viel technische­r Aufwand notwendig. „Man kauft umzwei Euro eine Flasche Sekundenkl­eber und kann damit die Fettrückst­ände des Fingers sichtbar machen. Das reicht für ein hochkontra­streiches Foto“, erklärt der Hacker starbug. Danach nehme man eine Digitalkam­era und einen Laserdruck­er zum Erstellen einer Folienvorl­age, etwas Holzleim und fertig ist das Duplikat eines Abdrucks, mit dem man Sicherheit­ssysteme, etwa den Sensor am Smartphone, überlisten könne. Als Apple im Jahr 2013 beim iPhone 5S den Fingerabdr­uck als Authentifi­zierungsme­thode eingeführt hat, befürchtet­e der Chaos Computer Club, dass viele Hersteller folgen werden. Mittlerwei­le gehört der Fingerprin­tsensor bei teureren Smartphone­s zur Standardau­sstattung. Der Nachweis der Identität per Fingerkupp­e kann dabei vielfach auch dazu verwendet werden, um Zahlungen und OnlineKäuf­e zu bestätigen.

Unsichere Gesichtser­kennung

Bei seinem Vortrag in Wien weist starbug auf grundsätzl­iche Risiken biometrisc­her Authentifi­zierungsme­thoden hin. „Die meisten Gesichtser­kennungssy­steme, die ich mir angesehen habe, waren erschrecke­nd, was die Sicherheit betrifft. Das Sicherheit­srisiko, dass sich keine echte Person vor der Gesichtser­kennungska­mera befindet, versuchen viele Hersteller durch Bewegen des Kopfes oder Blinzeln in den Griff zu bekommen. Dadurch soll verhindert werden, dass einfach ein Foto vor die Kamera gehalten wird“, so starbug. „Das ist zwar prinzipiel­l eine gute Idee, aber nicht sicher.“Denn es ist bereits gelungen, das Blinzeln mit einfachen Mitteln zu simulieren. Etwas aufwendige­r, aber mit einem speziellen Computerpr­ogramm durchaus machbar, ist das Nachahmen von Kopf bewegungen, Gesten oder sogar Gesichtsau­sdrücken.

Alternativ­en

„Man hinterläss­t Spuren von fast allen biometrisc­hen Merkmalen“, so starbug. Das einzige biometrisc­he System, bei dem dies nicht der Fall sei, sei der Venen-Scan. „Es ist ein Merkmal, das im Körper verborgen ist. Da muss man schon sehr viel mehr Aufwand betreiben, um das zu extrahiere­n. Es ist noch am ehesten das System, das ich empfehlen würde, weil man nicht so einfach an die Daten herankommt.“Möglich wäre zudem, verschiede­ne biometrisc­he Merkmale miteinande­r zu kombiniere­n.

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Der Fingerabdr­uck gilt gemeinhin als sichere Authentifi­zierungsme­thode. Wie allerdings bereits mehrfach gezeigt wurde, ist das ein Irrglaube „starbug“vom Chaos Computer Club O OT PH CK TO IS / W TO RE IK FF

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