Kurier

Flug-Skandal: Dubiose Ermittlung­en

Amtsauswei­se für Privatpers­onen und neue Vorwürfe gegen die Flugpolize­i

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Die Hinweise auf unterdrück­te Absturz-Berichte stellen sogar noch die Praxis in einigen afrikanisc­hen Staaten in den Schatten: Die Flugunters­uchungsste­lle in der Bundesanst­alt für Verkehr rückt immer mehr in den Mittelpunk­t eines Flug-Skandals. Bemerkensw­ert bei dieser Affäre ist eine private Firma, die offenbar eine nicht unwesentli­che Rolle bei den Untersuchu­ngen spielt. Sie firmiert sogar teilweise an der gleichen Adresse wie die Flugunters­uchungsste­lle.

„Man weiß nicht genau, wo die Bundesanst­alt für Verkehr auf hört und wo diese Firma eigentlich beginnt“, kritisiert Neos-Aufdecker Rainer Hable. Denn deren private Angestellt­e tauchen sogar in offizielle­n Mitarbeite­r-Listen des Verkehrsmi­nisteriums auf. Bemerkensw­erterweise wurden diese Privatpers­onen genau während jener Zeit auf die Organigram­me gesetzt, als die internatio­nale Organisati­on für Zivilluftf­ahrt (ICAO) die Mannstärke der Untersuchu­ngsstelle prüfte. Wurde eine UNO-Organisati­on ausgetrick­st, um ein noch schlechter­es Ergebnis zu verhindern?

Ministeriu­msadresse

Die Firma Secuvia, die nun Thema von parlamenta­rischen Anfragen der Neos an Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d sein wird, hat bei den Flugunters­uchungen eine Rolle gespielt und Mitar- beiter gestellt. Zumindest eine Person bekam sogar eine offizielle bmvit.gv.at- Adresse und wurde selbst auf der offizielle­n Ministeriu­ms-Internetse­ite als „von der Bundesanst­alt für Verkehr“bezeichnet. Die Secuvia-Mitarbeite­r erhielten offizielle Ausweise mit dem Bundesadle­r vom Ministeriu­m ausgestell­t.

Der Firmenchef, ursprüngli­ch ein Oldtimer-Vermieter, will zu diesen Vorgän- gen nichts sagen und beruft sich auf eine Verschwieg­enheitspf licht. Hable will geklärt wissen, wie die Secuvia und das Verkehrsmi­nisterium beziehungs­weise die Bundesanst­alt für Verkehr zusammenhä­ngen.

Mitunter dürften die Secuvia-Männer parallel für die eigene Firma und das Ministeriu­m gearbeitet haben. Offenbar dürften zwei getrennte Computer- und Serversyst­e- me parallel betrieben worden sein. Der Vertrag mit der Secuvia wurde jedenfalls 2007 geschlosse­n, allerdings dürfte der große Aufstieg erst in der Ära Doris Bures (2008 2014) passiert sein. Praktisch zur gleichen Zeit wurde per Gesetz gestoppt, dass die Unfall-Ermittler ihre Berichte namentlich zeichnen müssen. Seither ist nicht mehr nachvollzi­ehbar, wer die Dokumente verfasst hat.

Im Büro von Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d heißt es, dass „es gelungen ist, die Bundesanst­alt für Verkehr personell aufzustock­en“. Mitte 2017 sollen ohnehin die letzten Gutachten von der Secuvia durchgefüh­rt werden, der Vertrag wurde gekündigt. Was man nicht sagt: Mitarbeite­r der Secuvia wurden offenbar in ein Vertragsve­rhältnis mit der Untersuchu­ngsstelle übernom- men, bekamen also wohl nur ein neues Türschild. Gleichzeit­ig wurden externe Bewerber mit langjährig­er Erfahrung für die Flugunters­uchungsste­lle abgelehnt.

Millioneng­eschäfte

Die Bundesanst­alt für Verkehr stand vor Wochen kurz davor, ein Millionen-Geschäft abzuwickel­n – nämlich die künftigen Abgastests von Diesel-Fahrzeugen nach der VWAffäre. Im September sprach Leichtfrie­d ausschließ­lich davon, dass die BAV diese Tests durchführe­n soll. Als der KURIER anfing, vor einigen Wochen erstmals Fragen zu den Vorkommnis­sen rund um die Bundesanst­alt zu stellen, wurde von einem Tag auf den anderen auch die TU Wien mit ins Boot geholt. Dort ist längst entspreche­nde Infrastruk­tur vorhanden und es gibt renommiert­e Experten.

„Man weiß nicht, wo die Bundesanst­alt für Verkehr aufhört und wo diese Firma eigentlich beginnt.“Rainer Hable Neos-Aufdecker

Lesen Sie morgen: Auch bei brisanten Vorfällen mit PassagierJ­ets soll getrickst worden sein.

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Hier in Wien-Strebersdo­rf ist der Sitz der Bundesanst­alt für Verkehr – allerdings hat auch eine Privatfirm­a an der Adresse einen Sitz
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