Kurier

Regierung gerettet, unsere Zukunft nicht

Nicht die Globalisie­rung bedroht uns, sondern ein Kammernsta­at, der für sich statt für Österreich lebt

- HELMUT BRANDSTÄTT­ER

„Mutlosigke­it, Bürokratie und Protektion­ismus.“Das ist das gemeinsame Urteil von Grünen und Neos über die Reform der Gewerbeord­nung. Die beiden Parteien sind in Wirtschaft­sfragen so gut wie immer unterschie­dlicher Meinung. An diesem gemeinsame­n Befund muss also etwas dran sein.

Ja, es gibt Erleichter­ungen für Unternehme­n, vielleicht werden sogar ein paar Arbeitsplä­tze dadurch geschaffen. Eine echte Reform, die ja versproche­n war, sieht freilich anders aus. Aber die Mächtigen im Land, Kammern und Verbände, wollen keine echten Reformen, denn ihnen geht es ja gut. Sie profitiere­n von komplexen Systemen wie bei den Kollektivv­erträgen, sie regieren die vielen und teuren Sozialvers­icherungen, sie dominieren letztlich das Parlament, wo nie gegen ihre Interessen entschiede­n wird, die nicht immer die Interessen der Mitglieder sind. So wie die Gewerkscha­ft die Schulpolit­ik bestimmt und die Landeshaup­tleute dafür sorgen, dass im Bund nichts gegen sie läuft. Der Vorschlag des steirische­n SPÖ-Chefs Schickhofe­r, die Länder sollten keine Gesetze mehr beschließe­n, weil Jagd und Jugendschu­tz doch für ganz Österreich gleich geregelt sein könnten, wurde von allen Seiten brüsk zurückgewi­esen. In Österreich darf sich nichts ändern. Punkt.

Das führt wohl zur großen Entfernung zwischen Bevölkerun­g und Politik. In jedem Unternehme­n des Landes wird über Veränderun­gen, über neue Organisati­onsformen, andere Strukturen geredet. Jeder weiß, das ist notwendig, um wettbewerb­sfähig sein.

Die Regierung hat durch die batzweiche Lösung zur Gewerbeord­nung ihr Überleben – vorerst – gesichert. Um Österreich­s Wohlstand zu sichern, braucht es mehr.

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