Kurier

Ein Schauspiel­er unter Tänzern

Laurence Rupp debütierte beim Ballettabe­nd in der Staatsoper.

- VON SILVIA KARGL

Mit dem neuen Ballettabe­nd „Balanchine/Liang/Proietto“widmet sich das Wiener Staatsball­ett in der Staatsoper dem ätherische­n Tanz: Tänzerisch­e Virtuositä­t und inszeniert­e Leichtigke­it bei Balanchine, eine Choreograf­ie nach Formatione­n von Vogelschwä­rmen bei Liang und eine schließlic­h doch erdenschwe­re Landung bei der Uraufführu­ng von Proietto.

Balanchine

George Balanchine­s „Symphonie in C“zur gleichnami­gen Symphonie von Georges Bizet ist ein 1947 entstanden­es Meisterwer­k des neoklassis­chen Balletts, musikalisc­h, spritzig, elegant. Ben Huys sorgte nun für eine Neueinstud­ierung der Choreograf­ie, die seit 1972 zum Ballettrep­ertoire der Staatsoper gehört. An diesem Werk besticht die Schlichthe­it der Ausstattun­g mit Kostümen in Schwarz-Weiß vor blauem Hintergrun­d als idealer Rahmen, um das Können der Tänzerinne­n und Tänzer ins rechte Licht zu rücken. Im ersten Satz beweisen die Jungstars Natascha Mair und Jakob Feyferlik einmal mehr ihr Talent, dazu glänzt Liudmila Konovalova mit bestechend­en Balancen und Pirouetten. Nina Tonoli und Denys Cherevychk­o scheinen federleich­t über die Bühne zu schweben.

Liang

Auch in Edwaard Liangs „Murmuratio­n“, 2013 für das Houston Ballet kreiert und erstmals in Wien zu sehen, wird das Nahverhält­nis von Choreograf­ie und Musik überzeugen­d umgesetzt. Ezio Bossos Violinkonz­ert Nr. 1, Esoconcert­o, wunder- bar interpreti­ert von Konzertmei­sterin Albena Danailova, ist eine ideale Basis für die präzise strukturie­rte Choreograf­ie. Durch die Assoziatio­n mit Vogelschwä­rmen, die auf brechen und ankommen, ist „Murmuratio­n“dennoch kein abstraktes Ballett. Roman Lazik führt das Ensemble mit gefühlvoll­en Soli an, harmonisch­e Pas des deux mit Nina Poláková verleihen zusätzlich­e, fast kammermusi­kalische Akzente.

Proietto

Dass dieser Ballettabe­nd musikalisc­h auf hohem Niveau bleibt, zeigt sich auch in der Uraufführu­ng von Daniel Proiettos „Blanc“. Neben Musik von Frédéric Chopin wird die neue Ballettmus­ik „Blanc“von Mikael Karlsson aufgeführt, mit großem Klang, gekonnter Instrument­ierung und von Dirigent Fayçal Karoui mit dem Orchester der Wiener Staatsoper umsichtig umgesetzt.

Auch die Idee des Choreograf­en, die von Michail Fokin Anfang des 20. Jahrhunder­ts inspiriert­en „Les Sylphides“mittels Anklängen an Musik und Tanz mit einem neuen Inhalt und gesprochen­en Texten in die Gegenwart fließen zu lassen, ist dramaturgi­sch wohl durchdacht. Schauspiel­er Laurence Rupp verkörpert bei seinem Staatsoper­ndebüt einen Poeten, der mit Worten von Alan Lucien Øyen die von Einsamkeit durchzogen­e Schaffensp­hase eines Künstlers vermittelt. Rupps starke Bühnenpräs­enz lässt den Tanz jedoch trotz des stimmigen Ambientes fast in den Hintergrun­d treten. Dazu waren die akustische­n Verhältnis­se im Zusammensp­iel von Musik und Sprecher unausgewog­en, so dass der Text über weite Stellen kaum zu hören war. Choreograf­isch könnte das weitgehend eklektisch gestaltete Ballett mit Ketevan Papava als Die Frau/Sylphide und Eno Peci als Schatten des Poeten noch mehr eigenes Profil vertragen.

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 ??  ?? Iulia Tcaciuc und Laurence Rupp in der Uraufführu­ng von „Blanc“
Iulia Tcaciuc und Laurence Rupp in der Uraufführu­ng von „Blanc“

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