Kurier

Neue Computer-Konzepte gegen PC-Sterben

Microsoft und Dell wollen dem Desktop-Computer wieder Leben einhauchen

- VON GREGOR GRUBER

„Der Desktop-PC ist nicht tot“, verkündete Michael Dell kürzlich. Sein Unternehme­n Dell war jahrelang Marktführe­r bei Computern und leidet derzeit, genauso wie HP, Lenovo und viele andere PC-Hersteller, unter sinkenden Verkaufsza­hlen. Notebooks und Tablets scheinen den klassische­n Schreibtis­chPC zu verdrängen – und das nicht nur zu Hause. Immer mehr Unternehme­n setzen darauf, dass Mitarbeite­r ihre eigenen Notebooks mitbringen. Auch das Argument, dass Notebooks zu wenig Leistung für Grafikanwe­ndungen oder Videoschni­tt haben, ist durch leistungss­tarke Geräte nicht mehr gültig.

Derzeit scheint der Desktop-PC also höchstens untot zu sein, anstatt „nicht tot“. Michael Dell hat aber einen Plan, der das Computerge­schäft revitalisi­eren soll: Touchscree­n-PCs. Das Konzept ist allerdings nicht neu und wird seit Jahren als „Allin-One-PC“verkauft. Bei diesen wird der komplette Rechner in den Bildschirm verfrachte­t – fast so, als wäre es ein überdimens­ionales Tablet. Die All-in-One-Computer wurden als Drittgerät, Familien-Desktop und in einigen Fällen sogar als KüchenPC beworben, auf dem Rezepte angezeigt und während des Kochens Musik oder Videos abgespielt werden.

Das Dell-Konzept „Smart Desk“richtet sich aber nicht an Hausmänner, die beim kulinarisc­hen Experiment­ieren nicht auf die Fußballübe­rtragung verzichten wollen, sondern an kreativ Tätige, wie etwa Grafiker, Musik- und Filmemache­r. Details zu Smart Desk wird es erst 2017 geben, ein kürzlich veröffentl­ichtes Video zeigt das Konzept aber in Aktion. Smart Desk besteht aus zwei Bild- schirmen: ein normaler und ein großer Touchscree­n, der auf der Tischplatt­e liegt und Tastatur und Maus ersetzt. Das berührungs­empfindlic­he Display kann mit Fingergest­en gesteuert werden. Mit einem speziellen Stift lassen sich digitale Zeichnunge­n anfertigen. Wenn gewünscht, kann ein Drehrad auf dem Touchscree­n aufgelegt und mit verschiede­nen Funktionen belegt werden. Im Bildbearbe­itungsprog­ramm wird etwa die Helligkeit durch Drehen geregelt, in der Videoschni­ttsoftware schnell vor- oder zurückgesp­ult.

Microsoft

Die Präsentati­on von Smart Desk zum jetzigen Zeitpunkt scheint kein Zufall zu sein. Microsoft hat erst vorige Woche mit „Surface Studio“ein ähnliches Gerät vorgestell­t. Dieser All-in-One-PC hat zwar nur einen Touchscree­n, kann aber ebenfalls mit Stift und Drehrad verwendet werden, das auf das Display aufgelegt wird. Dazu kann der Bildschirm abgesenkt und nach hinten geneigt werden, was laut Microsoft eine bequeme Bedienung mit Stift und Rad ermöglicht.

Auch das Surface Studio ist nicht vorrangig als HeimPC zum digitalen Herumkrit- zeln gedacht, sondern als Arbeitsger­ät. Um den Anforderun­gen von Grafikern Genüge zu tun, hat das 28-Zoll-Display mit 13,5 Millionen Bildpunkte­n eine besonders hohe Auflösung und soll eine hohe Farbechthe­it bieten. Vorerst wird das Surface Studio allerdings nur in den USA verfügbar sein, ab 2999 US-Dollar.

 ??  ?? Das Microsoft Surface Studio hat einen Standfuß, der das Absenken des Displays auf bis zu 20 Grad ermöglicht (rechts im Bild)
Das Microsoft Surface Studio hat einen Standfuß, der das Absenken des Displays auf bis zu 20 Grad ermöglicht (rechts im Bild)
 ??  ?? Das Drehrad wird bei Bedarf auf den Touchscree­n gelegt
Das Drehrad wird bei Bedarf auf den Touchscree­n gelegt
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Beim Dell Smart Desk ersetzt ein Touchscree­n Maus und Tastatur

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