Neue Computer-Konzepte gegen PC-Sterben
Microsoft und Dell wollen dem Desktop-Computer wieder Leben einhauchen
„Der Desktop-PC ist nicht tot“, verkündete Michael Dell kürzlich. Sein Unternehmen Dell war jahrelang Marktführer bei Computern und leidet derzeit, genauso wie HP, Lenovo und viele andere PC-Hersteller, unter sinkenden Verkaufszahlen. Notebooks und Tablets scheinen den klassischen SchreibtischPC zu verdrängen – und das nicht nur zu Hause. Immer mehr Unternehmen setzen darauf, dass Mitarbeiter ihre eigenen Notebooks mitbringen. Auch das Argument, dass Notebooks zu wenig Leistung für Grafikanwendungen oder Videoschnitt haben, ist durch leistungsstarke Geräte nicht mehr gültig.
Derzeit scheint der Desktop-PC also höchstens untot zu sein, anstatt „nicht tot“. Michael Dell hat aber einen Plan, der das Computergeschäft revitalisieren soll: Touchscreen-PCs. Das Konzept ist allerdings nicht neu und wird seit Jahren als „Allin-One-PC“verkauft. Bei diesen wird der komplette Rechner in den Bildschirm verfrachtet – fast so, als wäre es ein überdimensionales Tablet. Die All-in-One-Computer wurden als Drittgerät, Familien-Desktop und in einigen Fällen sogar als KüchenPC beworben, auf dem Rezepte angezeigt und während des Kochens Musik oder Videos abgespielt werden.
Das Dell-Konzept „Smart Desk“richtet sich aber nicht an Hausmänner, die beim kulinarischen Experimentieren nicht auf die Fußballübertragung verzichten wollen, sondern an kreativ Tätige, wie etwa Grafiker, Musik- und Filmemacher. Details zu Smart Desk wird es erst 2017 geben, ein kürzlich veröffentlichtes Video zeigt das Konzept aber in Aktion. Smart Desk besteht aus zwei Bild- schirmen: ein normaler und ein großer Touchscreen, der auf der Tischplatte liegt und Tastatur und Maus ersetzt. Das berührungsempfindliche Display kann mit Fingergesten gesteuert werden. Mit einem speziellen Stift lassen sich digitale Zeichnungen anfertigen. Wenn gewünscht, kann ein Drehrad auf dem Touchscreen aufgelegt und mit verschiedenen Funktionen belegt werden. Im Bildbearbeitungsprogramm wird etwa die Helligkeit durch Drehen geregelt, in der Videoschnittsoftware schnell vor- oder zurückgespult.
Microsoft
Die Präsentation von Smart Desk zum jetzigen Zeitpunkt scheint kein Zufall zu sein. Microsoft hat erst vorige Woche mit „Surface Studio“ein ähnliches Gerät vorgestellt. Dieser All-in-One-PC hat zwar nur einen Touchscreen, kann aber ebenfalls mit Stift und Drehrad verwendet werden, das auf das Display aufgelegt wird. Dazu kann der Bildschirm abgesenkt und nach hinten geneigt werden, was laut Microsoft eine bequeme Bedienung mit Stift und Rad ermöglicht.
Auch das Surface Studio ist nicht vorrangig als HeimPC zum digitalen Herumkrit- zeln gedacht, sondern als Arbeitsgerät. Um den Anforderungen von Grafikern Genüge zu tun, hat das 28-Zoll-Display mit 13,5 Millionen Bildpunkten eine besonders hohe Auflösung und soll eine hohe Farbechtheit bieten. Vorerst wird das Surface Studio allerdings nur in den USA verfügbar sein, ab 2999 US-Dollar.